1. Ahrweiler - oder: das Buch des Lebens


    Datum: 11.08.2020, Kategorien: Romantisch Autor: Plautzi

    ... sich in den Stuhl zu setzen. Aber der Abstand der Armlehnen bot nicht genügend Platz für ihr ausladendes Becken. Sie blickte kurz zu uns um zu prüfen, ob wir ihr kleines Malheur bemerkt hatte.
    
    Wir hatten, und sie wurde leicht rot, als ihr das klar wurde. Beschämt und sichtlich peinlich berührt stellte sie sich etwas Abseits ans Fenster.
    
    Ihre letzten Worte waren ganz leise, so als wären sie nicht für mich, sondern eher an sich selbst gerichtet. Sie waren wie ein flüstern, und dennoch habe ich sie verstanden. Sie spricht damit aus, was auch mir im Kopf rumgeht.
    
    Sie schüttelte leicht den Kopf.
    
    Sie drückte meine Hände, und sah mich an. Mit ihrer Zunge versuchte sie die Tränen zu erwischen, die ihr über die Wangen liefen.
    
    Ich beugte mich zu ihr herunter. Als sich unsere Lippen trafen, war es wie ein Stromstoß, der mich durchzuckte.
    
    Sie zog mich fest an sich, so dass ich ihre weichen Hügel mit den Brustwarzen spüren musste. Sie spielte mit ihrer Zunge an meinen Lippen. Damit hatte ich nicht gerechnet, aber ich gewährte ihr Einlass.
    
    Dann legte sie ihre Hand hinter meinen Kopf und streichelte meinen Nacken. Es wurde ein langer Kuss, sinnlich, liebevoll und erotisch.
    
    Ein letztes Mal strich ich ihr die Haare aus der Stirn, und küsste sie sanft auf die Nasenspitze.
    
    Dann drehte ich mich um und verließ das Krankenzimmer ohne mich noch einmal umzudrehen. Ich konnte es einfach nicht. Mir liefen die Tränen und ich wollte nicht, dass sie es sieht. Gleichzeitig ...
    ... wollte ich auch nicht ihr verheultes Gesicht als das Letzte in Erinnerung behalten, was ich von ihr gesehen hatte.
    
    Ich hörte sie schluchzen, und das reichte aus, um mir einen Stich ins Herz zu versetzen. Nachdem ich mich verabschiedet hatte ließ ich ihr keine Chance, sich auch von mir zu verabschieden. Mit dem innigen Kuss, den ich von ihr bekam, hatte sie alles ausgedrückt, was es auszudrücken gab.
    
    ****
    
    Unsere Abreise verzögerte sich um einen Tag. Aber letztendlich waren wir alle heilfroh wieder nach Hause zu fahren.
    
    Wir waren mit unserer Leistung zufrieden, und örtliche Leiter der Hilfsorganisationen waren es auch.
    
    Bürger kamen zu uns, bedankten sich, umarmten uns, gaben uns Geschenke. Das Wenige was ihnen geblieben war, versuchten sie auch noch mit uns zu teilen.
    
    Wir lösten unser Lager auf, und sortierten die Feuerwehrwagen in der Kolonne ein. Mit einem weinenden, und einem lachenden Auge fuhren wir aus dem Ahrtal in Richtung Heimat. Dieser Einsatz hatte tiefe Spuren in unserer Psyche hinterlassen. Wir hatten Bilder gesehen, die wir wohl bis zu unserem Ende nie wieder vergessen werden.
    
    Das Material, was verloren oder kaputt gegangen war, konnte man leicht ersetzen, aber unsere Seele nicht.
    
    Fast alle wurden von ihren Familien erwartet. Sehnsüchtig freuten sie sich darauf, von ihren Männern und Frauen in die Arme geschlossen zu werden, oder ihre Kinder wohlbehalten zu knuddeln. Nur vier von uns waren Single oder geschieden. Uns erwartete niemand. Höchstens ...
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