Ahrweiler - oder: das Buch des Lebens
Datum: 11.08.2020,
Kategorien:
Romantisch
Autor: Plautzi
... wildfremde Menschen für sie.
An der Haustür hing eine alte Glocke. Eine andere Klingel gab es nicht. Als ich das letzte Mal hier war, hatte der Abend den Tag bereits abgelöst, und das Haus in ein schummeriges Licht gehüllt. Doch jetzt zeigte sich der desolate Zustand des Gebäudes. Die Fenster waren noch einfachverglast, und die blassblaue Farbe der Haustür schon stark verwittert. Kaum zu glauben, dass es möglich war, Wind, Wetter und vor allem den Wind draußen zu halten.
Susanne öffnete, bis die innen angebrachte Verschlusskette straff gespannt war. Ihr Blick war betont misstrauisch, fast ängstlich, auf jeden Fall unsicher.
Ich konnte sehen, dass es in ihrem Kopf ratterte.
Sie entspannte nicht wirklich.
Sie nickte kurz, und schloss die Tür, um die Kette zu lösen. Dann schwang sie auf, und gab nicht nur den Weg ins Innere, sondern auch den Blick auf ein unvorstellbares Chaos frei. Ich hatte schon einige unaufgeräumte Wohnungen und Häuser bei meinen Einsätzen gesehen. Aber das hier, verschlug selbst mir die Sprache.
Bei mir ist es auch nicht immer perfekt sauber, schon wegen meiner vielen Arbeitsstunden. Und doch bemühte ich mich, unterstützt von einer Putzfrau, immer um eine gewissen Grundsauberkeit. Ich konnte jederzeit Besuch empfangen, ohne dass mir etwas peinlich sein musste.
Susannes Wohnung war weit von einer Grundsauberkeit entfernt. Müsste ich den Zustand beurteilen, würde ich den Begriff 'Messi' benutzen. Überall lag Müll, oder stand benutztes ...
... Geschirr herum. Es stank nach verschimmeltem Müll und Essenresten. Maria hielt sich ihre Hand vor den Mund. Das blanke Entsetzen hatte sie erfasst. Werner sah sich mit offenem Mund um.
hörten wir Imkes Stimme aus einem Zimmer. Ich wusste, dass dort das Wohnzimmer war. Und noch bevor Susanne antworten konnte, sagte Maria laut:
ihre Stimme klang verwundert. Maria ging auf den Raum zu. Wir hörten, dass sich jemand mühsam vom Sofa erhob. Maria war schneller, und hatte ihre Tochter längst gefunden, als wir anderen auch ins Wohnzimmer kamen.
Zwei weinende Frauen, die sich fest aneinander klammerten, dominierten das Bild. Der Müll und der üble Geruch rückten in den Hintergrund.
Werner ging langsam auf die Frauen zu. Auch bei ihm fielen mir die feuchten Augen auf. Klammheimlich drehte er sich zur Seite, um sich die Tränen aus den Augen zu wischen.
Imke hob irgendwann den Kopf und sah mich mit ihren rot verweinten Augen an. Fast unmerklich schüttelte sie den Kopf, während ihre Lippen ein lautloses 'Danke' formten. Und trotzdem hatte ich gerade das Gefühl, wie ein fünftes Rad am Wagen, überflüssig zu sein.
Ich ging deshalb nach draußen, und setzte mich auf die kleine Treppe, die zur Haustür führte, und zog frische Luft in meine Lungen. In diesem Moment zweifelte ich daran, dass es eine gute Idee war, hierher zu kommen.
Ich saß wohl etwa 10 Minuten, in meinen Gedanken gefangen da, und starrte Löcher in die Luft. Das Rauchen hatte ich mir schon vor Jahren abgewöhnt, ...