1. Ahrweiler - oder: das Buch des Lebens


    Datum: 11.08.2020, Kategorien: Romantisch Autor: Plautzi

    ... nach oben, so dass ich meinen Arm unter ihren Hintern schieben konnte. Den Anderen schob ich auf Höhe ihrer Knie unter ihren Beinen hindurch.
    
    Ihre Arme klammerten sich um meinen Hals, als ich sie mit einem kurzen Ruck hochhob. Ich wußte, dass Imke eine sehr schlanke Person ist, und nach den letzten Wochen sowieso. Trotzdem war ich überrascht, wie leicht diese zierliche Person war. Es fühlte sich gut an, und erinnerte mich sofort an alte Zeiten, als ich sie so auf dem Arm hatte. Ich spürte ihren Busen an meiner Brust, und auch das fühlte sich gut an. Ich genoss den Augenblick, als sich dieses zarte Geschöpf an mich schmiegen musste. Und ich hatte das Gefühl, es ging ihr ähnlich. Sie war keineswegs steif in ihrer Haltung, sondern weich und anschmiegsam.
    
    Die ganze Zeit sah sie mir in die Augen. Selbst als ich sie in den Rolli abgesetzt hatte, blieben ihre Hände hinter meinem Nacken verschränkt, und ihr Blick in meinen Augen versunken:
    
    Ihre Stimme war dicht an meinem Ohr zu einem Flüstern geworden.
    
    antwortete ich ihr, und gab ihr einen zärtlichen Kuss auf die Stirn. Sie schloss die Augen, und ich konnte sehen, dass sich auf ihren Armen eine Gänsehaut gebildet hatte.
    
    Susanne wollte nicht mit zum Friedhof. Ich konnte nicht behaupten, dass ich deshalb böse war. Im Gegenteil, so hatten wir die Chance, eine Weile mit Imke allein zu sein. Und wenn es einen Grund gab, warum Imke uns gegenüber nicht ehrlich sein konnte, wenn Susanne im Raum war, dann konnte sie ...
    ... wenigstens jetzt ehrlich sein.
    
    Imke aus dem Rolli zu heben, war nicht ganz leicht, weil die Lehnen relativ eng an ihrem Körper waren. Ich musste sie deshalb am Oberkörper umfassen. Wieder hatte sie einen Arm um meinen Hals gelegt, um mich zu unterstützen.
    
    Und doch drohte sie mir aus den Händen zu rutschen. Ich faste Reflexartig nach und landete mit meiner linken Hand voll auf ihrer Brust. Ich schob die Hand nach unten, und zeitgleich schoss mir die Hitze ins Gesicht. Ich dachte: ok, das wars jetzt, gleich kriegst du voll eine gepfeffert.
    
    Sie sah mich nur an und grinste überlegen:
    
    flüsterte sie mir ins Ohr. Da hatte ich wohl ziemliches Glück gehabt, dass sie mir nicht böse war. Warum auch, ich konnte ja nichts dafür. Dabei sah sie mich an, und bemerkte sofort, dass es mir peinlich war, sie dort angefasst zu haben.
    
    Dann legte sie eine ihrer Hände auf meine Wange, und gab mir einen Kuss auf die Lippen.
    
    Der Kuss verwirrte mich. Er war ungewöhnlich sanft für einen einfachen, freundschaftlichen Kuss. Dazu ihr Blick ... ich konnte das nicht einordnen, aber ich diesem Augenblick hätte ich nichts lieber getan, als sie an mich zu ziehen, und den Kuss fortzusetzen.
    
    Ich nickte nur und dachte mir meinen Teil. Sie hatte keine Ahnung, was auf sie zukommen wird.
    
    Ich hielt an der Stelle, an der wir vorhin schon stehen geblieben waren. Imke starrte aus dem Fenster und hielt erschrocken die Hand vor den Mund. Dicke Tränen liefen über ihre Wangen, und hinterließen eine feuchte ...
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