Ahrweiler - oder: das Buch des Lebens
Datum: 11.08.2020,
Kategorien:
Romantisch
Autor: Plautzi
... jetzt genau richtig.
Der Hund schlug sofort an.
schrie der Hundeführer laut.
Alle meine Leute waren entweder selbst im Einsatz, oder hatten gerade ihre verdiente Ruhephase. Das Einzige was ich auftreiben konnte, war ein kleiner Bobcat. Ein kleiner, wendiger Bagger, mit einer Schaufel vorne dran.
Der Hundeführer und ich mussten selbst aktiv werden. Schnell waren erste Balken und Steine zur Seite geräumt, und mit dem Bobcat ein paar schwere Baustämme verschoben. Ein schmaler Spalt in den Trümmern tat sich auf. Ich leuchtete mit meine Handlampe hinein. Ein Hohlraum tauchte im Schein der Lampe auf. Ich sah einen Arm. Regungslos. Er war klein und zierlich. Ein Kinderarm. Der Rest des Körpers verschwand in den Trümmern. Eine Bewegung im Lichtkegel, eine Hand. Schmal, zierlich, dreckig. Und trotzdem als Frauenhand zu erkennen.
Ich musste da rein, es half nichts. Von hier oben aus konnte ich nichts tun. Ich band mir ein Fangseil um die Hüfte und sicherte es in meinem Arbeitskoppel.
Der Hundeführer versuchte mich zurückzuhalten. Redete auf mich ein, von wegen 'unvernünftig' und 'auf Hilfe warten' und so. Er hatte ja recht, das wusste ich selbst nur zu gut. Wie oft wurde uns das bei den Lehrgängen gepredigt.
Aber ich konnte nicht warten. Hier zählte jede Sekunde. Schon viel zu lange lag die Frau dort verschüttet. Es grenzte eh schon an ein Wunder, dass sie überhaupt noch lebte. Und es lag mindestens noch eine weitere Person da unten.
Die Frage, ob es 'retten' ...
... oder 'bergen' ist, konnte ich noch nicht abschließend beantworten.
Der Hundeführer leuchtete in die Höhle, meine Helmleuchte war jetzt Gold wert. Durch sie hatte ich die Hände frei. Sie leuchtete genau dahin, wo ich hinsah. Perfekt.
Es war verflucht eng. Ich musste aufpassen, dass ich mit meinem Gewicht nicht tragende Teile verschob. Es wäre der sichere Tod für mich gewesen. Keine Ahnung, wieviele Tonnen Sperrgut über uns zusammengeschichtet waren. Von irgendwo lief Wasser in die Höhle, suchte sich seinen Weg durch den Schutt, und verschwand ohne Schaden anzurichten im Erdreich.
Ich hoffte, hier ragten nicht abgerissene Stromkabel hinein, die wohlmöglich noch Strom führten. Aber den Gedanken daran konnte ich schnell ausblenden.
Ich sagte das laut. Vielleicht konnte sie mich hören, und dadurch neue Hoffnung schöpfen.
Jetzt zahlte sich aus, dass ich regelmäßig Sport machte, und mich viel bewegte. Ich musste mich schon ziemlich verbiegen, um durch den schmalen Spalt zu robben.
Ich war bei dem Arm angekommen. Vorsichtig legte ich den dazugehörigen Körper frei. Das dauerte, ich musste suchen und sehr genau überlegen, wo ich den Schutt hinlegen konnte. Größere Teile erforderten zudem enorm Kraft. Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte ich einen kleinen Jungen freigelegt. Ich suchte an seiner Halsschlagader nach Puls. Leider vergeblich. Verdammter Mist. Ausgerechnet. Staub legte sich beim Atmen auf meine Lungen. Ich musste Husten. Der kleine Junge war komplett grau vom ...