1. Gegen alle Widerstände


    Datum: 28.01.2019, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: byarne54

    ... doch wohl froh sein, dass der Seuchenvogel weg war. Aber nein, auch diese Woche hatte sie ihn nicht einmal gesehen und dachte ständig an ihn.
    
    * * *
    
    Tanja und Sabine standen hinter ihr an der Kasse und unterhielten sich in lockerem Plauderton. Silke spitzte die Ohren, als sie den Namen "Gregor" vernahm.
    
    "Wie hat deinem Mann das Bild von Gregor gefallen?" wollte Tanja wissen.
    
    "Ganz toll, er hat es gleich gerahmt und in seinem Arbeitszimmer aufgehängt. Er hat gemeint, da hätte er immer einen hübschen Anblick bei der Arbeit vor Augen", erwiderte Sabine und dachte schmunzelnd daran, was ihr Roland danach noch alles mit ihr angestellt hatte.
    
    "Ja, Gregor hat schon einiges auf dem Kasten", meinte Tanja, "und wenn er mit seinem "Pinsel" genau so virtuos umgehen kann, wie mit seinen Malstiften, dann wäre ich gerne mal seine Leinwand. Er bräuchte mich nicht einmal grundieren, sondern könnte gleich mit dem Spachteln anfangen."
    
    Silke wurde blass.
    
    ˋDiese kleine Schlampe. Die würde doch glatt ihrem Ehemann mit "ihrem Gregor" Hörner aufsetzen.
    
    Moment mal, hatte sie eben vielleicht schon wieder "mit ihrem Gregor" gedacht?ˋ
    
    Sie stützte sich auf dem Einkaufswagen ab und blickte nachdenklich auf den Tisch an dem sonst immer Gregor saß.
    
    Alexandra stieß ihre Mutter an.
    
    "Was ist los, Mami? Erst rennst du wie eine Gestörte durch den Laden und jetzt stehst du rum und kommst nicht in die Gänge. Ist was?"
    
    "Nein, nein, Kinder, ich habe nur an was gedacht." Ja ...
    ... verdammt noch mal, sie hatte an Gregor gedacht. An den Mann, den sie am liebsten aus ihren Gedächtnis streichen würde.
    
    Jetzt war sie schon zum dritten Mal in dieser Woche beim Einkaufen und hatte ihn noch nicht einmal gesehen.
    
    Mist. Mist, Mist!
    
    Warum konnte er jetzt nicht da sein?
    
    "Auf das nächste Bild werden wir wohl noch eine Zeitlang warten müssen", meinte Sabine.
    
    Silke wurde wieder hellhörig.
    
    "Wieso denn das?" wollte Tanja wissen.
    
    "Na, Gregor ist doch für ein paar Wochen in der Schweiz zum Arbeiten", sagte Sabine schwermütig. "Schade eigentlich."
    
    "Ja", erwiderte Tanja, "er wird mir schon fehlen."
    
    ´Verdammtes Luder´, dachte Silke erbost. ´Dir wird er fehlen, wo du verheiratet bist und Kinder hast. Was soll ich denn sagen? Mir fehlt er doch auch schon.´
    
    Erschrocken hielt sie inne, als sie zu dieser Erkenntnis kam.
    
    * * *
    
    In Gedanken versunken machte sich Silke mit ihren Töchtern auf den Heimweg.
    
    "Mama, wo fährst du denn hin? Pass doch auf! Da geht´s doch gar nicht nach Hause!"
    
    Silke zuckte erschrocken zusammen und bremste am Straßenrand ab. Wo war sie denn lang gefahren?
    
    Sie stand fast in der Einfahrt vor Gregors Haus aber sein Auto war nicht da. Langsam wurde sie wohl verrückt.
    
    Ihre Töchter schauten sich an und schüttelten den Kopf. Was war nur mit ihrer Mutter los? Die ganze Zeit war sie schon irgendwie abwesend und durcheinander. Sie halfen ihr die Sachen ins Haus zu tragen und kamen dann in die Küche. Gregors Bilder hatte Alex ...
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