1. Italienische Erinnerungen ....


    Datum: 09.09.2020, Kategorien: Reif Autor: AlexanderVonHeron

    ... leicht.
    
    Sehr leicht sogar, beschwipst – gefährlich leichtsinnig schon bald. Denn die Überlegungen, die sie natürlich immer noch von sich wies, die fingen schon an, ein wenig zu greifen und in ihr Wirkung zu zeigen. Und eine ganz andere Wirkung begann sich auch anhand ihrer Blase abzuzeigen.
    
    Irgendetwas von »gabinetto« wusste Brigitte ja, jetzt als Erklärung einzuwerfen, dass sie den Barhocker zur Seite schob und sich wankend auf die Beine stellte. Ihr suchender Blick fand bald den Hinweis, dem sie zu folgen gedachte. Ihr Tischnachbar hatte sich auch erhoben – aus Höflichkeitsgründen, wie sie dachte. Ganz kurz nur fühlte sie seine Finger an ihrem Arm, um sie zu stützen, weil sie beinahe über das Hockerbein gestolpert war. Nein, sie war nicht … oder doch … hätte sie wohl gelallt. Sie fühlte ja selbst, dass sie ein wenig wankte. Uiiii – ich darf dann keinen Tropfen mehr trinken, nahm sie sich vor und blickte starr und gebannt in Richtung Treppe.
    
    Die Lounge, so sollte man die Bar eher beschreiben, war gut besucht und Brigitte folgte den Hinweissc***dern bis zu einer Trep­pe, die tief nach unten führte und hellgrün beleuchtet war. Sie stieg hinab, wo sich der Gang aufgabelte. Ein hellblau erleuchteter Teil führte offenbar hin zu den Herrenklos und ein rosa erleuchteter zu den Damenklos. Wie originell konnte sie nur für sich grinsen, auch wenn sie gar nicht den innerlichen Drang verspürte, sich auf diese Art und Weise zu erleichtern. Ganz andere Not war es, die sie eher ...
    ... in jene Richtung hin zu drängen schien, wo sie … nein, sie wusste es selbst nicht ganz, was sie eigentlich suchte.
    
    Sie hatte wohl anfangs noch gedacht, sie würde sich streicheln wollen und müssen – aber das schaffte sie dann doch einfach nicht. So hockte sie sich hin und seufzte kurz und genussvoll auf, als es vor ihr in die Schüssel plätscherte und dieser warme Geruch aufstieg, der mit dieser Erleichterung verbunden war. Innerlich war sich direkt ver­wundert, ein so sauberes Klo vorgefunden zu haben – alles andere als die eingelassenen Tritte in einem Zementboden und ein erschreckend gähnendes offenes Loch, in das hinein geplumpst werden sollte. Auch das war mit den ersten Assoziationen von bella italia verbunden gewesen – verrückt, gerade an das zu denken.
    
    Brigitte wusch sich anschließend die Hände, tauchte auch einige Male kräftig mit den Handflächen ein und badete das Gesicht, um von ihrem Glühen herab zu kommen. Dann wollte sie sich auf den Weg zurück nach oben machen, eher schon vom Plan gedrängt, dann wohl endlich nach Hause aufzubrechen. Im Moment war ihr aber auch noch gar nicht klar, wie sie denn ohne Auto und ohne Ihr Freund in Richtung des Appartments kom­men und dieses auch finden würde. Geschweige denn, wie weit es dorthin denn überhaupt war – aber das war kein innerlicher Grund, beunruhigt zu sein.
    
    Als Brigitte die Tür zum Gang öffnete, stand der Italiener von der Bar davor und lächelte sie sehr entschlossen an. Nett, höflich – aber sehr bestimmt und ...
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