1. Die Adjutantin 01


    Datum: 01.04.2021, Kategorien: Schwule Autor: byGesa

    ... war jemand im nahen Umfeld des Obersten. Dessen russischen Freunde und Bekannte durfte er nicht ansprechen. Das wäre viel zu gefährlich im Sinne der Konflikte mit dem KGB. Der Oberst hatte jedoch angeblich Kontakte zum westdeutschen BND und zu unbekannten Oppositionsgruppen in der DDR. Das sagte jedenfalls eine Quelle in der Westzone, diesem Hort von kapitalistischen Gangstern! Es war die Sekretärin von einem Beamten im BND, die das angeblich gehört hatte.
    
    Die Gerüchte konnten aber einen realen Hintergrund haben. Der Oberst hatte Kontakte zu Russen, die Gorbatschow nahestanden. Er war auch evangelisch, was für einen Russen doppelt ungewöhnlich war. Wenn ein hochrangiger Russe in der kommunistischen UdSSR noch einen kirchlichen Hintergrund hatte, dann in der russisch-orthodoxen Kirche. Hatte er möglicherweise Kontakte zu kirchlichen Gruppen in Westdeutschland und in der DDR? Dienten diese Kontakte in diskreter Weise für die Öffnung von geheimen Gesprächskanälen zwischen Gorbatschow und der Regierungsmafia in Westdeutschland? Es war ja bei der Stasi kein Geheimnis mehr, dass Honecker und Gorbatschow nicht gut miteinander konnten. Sein Oberst stand mehr bei Honecker, während Wolf als vorgesetzter Stasi-General mehr Neigungen zum Reformflügel nachgesagt wurden. Sein Chef setzte darauf, dass Gorbatschow bald gestürzt werden würde und Honecker wieder die volle Unterstützung hätte. Und da ihm das Hemd näher als die Hose war, wollte er seinen Chef beeindrucken -- und nicht ...
    ... dessen Boss. Sein Chef bestimmte, ob er befördert werden würde oder nicht und nicht der General. Also würde er dafür sorgen, dass dieser Oberst Popow enttarnt werden würde!
    
    Der Oberst hatte bisher keine Deutsche an sich richtig herangelassen, mit der bisher bekannten Ausnahme von Bian Sahn. Bian Sahn war jedoch keine richtige Deutsche, sie lebte nur schon seit bald zwanzig Jahren hier in der DDR. Die Vietnamesin war jedoch stur -- und nicht von der Stasi ansprechbar. Bian Sahn war mal mit dem in der UdSSR inzwischen hochrangigen Bruder von Igor Popow verlobt gewesen. Daher war es auch nicht ohne Risiko, sie seitens der Stasi anzusprechen.
    
    Meissner hatte da seit längerem eine Idee, die in ihm rumorte. Mandy Sahn war als Tochter von Bian Sahn eine Kandidatin auf längere Sicht. Und sie hatte einen deutschen Vater und war damit Deutsche. Er konnte sie als IM anwerben, ohne mit dem russischen Geheimdienst in Konflikt zu geraten. Sie kannte natürlich Igor Popow, wenn auch nach seiner Kenntnis nur flüchtig. Sie war aber auch jemand, der in mehreren Hinsichten nicht unproblematisch war. Sie war nicht linientreu. Nach der Aktenlage hatte sie bei einem Besuch in Prag Westler getroffen, was klar ein Problem war, aber nicht strafbar. Sie war noch sehr jung, was Meissner in Gewissenkonflikte brachte. Er war zynisch, aber er hatte auch selber eine achtzehnjährige Tochter. Der Gedanke eine noch nicht volljährige Tochter im Alter wie seine eigene Tochter als Kontaktperson auf den Oberst ...
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