Ein Abend im Theater "Guillotin"
Datum: 12.04.2019,
Kategorien:
CMNF
Autor: Anonym
Es ist zwei Uhr morgens. Veronika liegt allein im Bett und findet keinen Schlaf. Jochen, ihr so sanfter Freund, verpasste ihr am vergangenen Abend gegen halb elf Uhr eine schallende Ohrfeige und verliess dann ohne ein Wort zu sagen das Theater. Veronika musste den Heimweg allein antreten. Sie ist Jochen nicht böse, dass er ihr eine runterknallte, vielmehr sogar ein wenig dankbar, brachte er sie doch wieder auf den Boden der Realität zurück. Sie wird mit Jochen sprechen, wenn er wieder auftauchen wird.
Was aber geschah im Theater? Was geschah mit Veronika? Sie versucht, den vergangenen Abend in Gedanken nochmals ablaufen zu lassen.
Agnes und Horst sind ein Schauspielerpaar, welches in unregelmässigen Abständen einen „Animationsabend“ im kleinen Theater „Guillotin“ im Keller einer heute als Mehrzweckgebäude genutzten ehemaligen Fabrik bietet. Die Abende sind berüchtigt, meist grenzwertig, von skurrilem Geschmack und gelegentlich skandalträchtig. Die beiden haben eine treue Fangemeinde und immer wieder neue Zuschauer, die oft nur einmal, das erste und letzte Mal zugleich, kommen. Veronika wollte ebenfalls einmal einen solchen Abend miterleben, Jochen begleitete sie wenig begeistert.
Die Bühne machte einen unaufgeräumten und unvorbereiteten Eindruck, es lag wie zufällig einiges Zeug herum, wie wenn die Bühnenarbeiter beim Aufbauen gestört worden wären. Das Publikum sass an kleinen Tischchen und nippte an Gläsern mit verschiedenen Getränken. Zwei Minuten nach neun Uhr ...
... betraten Agnes und Horst von hinten durch die beiden Zuschauereingangstüren den Theaterraum und begannen mitten im Publikum stehend sogleich zu streiten. Ein Raunen ging durch die Zuschauer: Agnes trug ein besonderes Kleid, alles schwarzes Leder. Hochhackige Stiefel, die fast bis zum Übergang von den Oberschenkeln zum Unterkörper reichten. Oben ein Ledertopp, welches die Brüste vollständig abdeckte, jedoch deren Form betont nachzeichnete. Und dazwischen ein „Etwas“ aus auseinander liegenden Lederstreifen, die sich um den Bauch und den Po schlängelten und mehr durchblicken liessen als verbergten. Durch den Schritt führte ein weiterer Lederstreifen, der Agnes’ Geschlechtsteil knapp abdeckte. Veronika war fasziniert von diesem Outfit und neckte Jochen, so etwas Originelles könnte er ihr doch einmal zum Geburtstag schenken. Jochen lächelte säuerlich. Horst beklagte sich lauthals, es hätte heute doch ausnahmsweise einmal einen gepflegten Kulturabend geben sollen, und nun verderbe dies Agnes in so geschmacklose Weise. Ob den Agnes nicht merke, zu was für Gedanken sie die anständigen Männer im Saal verführe und damit die braven Frauen vor den Kopf stosse. Agnes meinte, Horst solle nicht seine eigene dreckige Fantasie allen Männern unterjubeln. Und sie kenne einige Frauen in diesem Saal, die so brav auch nicht seien. Im Übrigen habe sie beim Ankleiden für diesen Abend zumindest etwas Mühe und Zeit aufgewendet. Sein schlabberiges altes T-Shirt sei wohl kaum gepflegte Kultur. Es gäbe doch ...