1. Prosperos Revier


    Datum: 19.05.2021, Kategorien: Romantisch Autor: postpartem

    ... Zeitlupe. Bis meine Lippen ihre fanden. Ein kurzer Kontakt nur, eine leichte zärtliche Berührung. Und dann ein synchrones Seufzen, als wir uns wieder leicht zurückzogen. Um dann des Rückkehrers gewahr zu werden.
    
    Der sich vor dem Sofa postiert hatte und sich das Geschehen ansah. Es sah tatsächlich aus, als ob er dabei grinste. Grinsekatze. Daher hatte Lewis Carroll das also. Na, Grinsekater. Das passte zu dem Gesichtsausdruck, den er damit bei uns generierte.
    
    "Na, komm her. Du störst nicht. Ein echter Gentleman, dein Kater", lobte ich seine vornehme Zurückhaltung.
    
    Er ließ sich nicht zweimal bitten. Vorher aber vergrößerten wir automatisch seine Liegefläche, in dem wir nun ganz dicht aneinanderrückten, bis wir uns berührten. Er nahm das dankbar an und platzierte sich tatsächlich halb auf ihr und halb auf mir. Drehte sich allerdings diesmal nicht, und ließ sich in dieser Sphinx-artigen Position von uns streicheln und am Hals kraulen.
    
    Ich hätte problemlos in sein Schnurren und Brummen einstimmen können. Ich fühlte mich unbeschreiblich wohl, mit ihm, aber vor allem dieser Frau, die mir so unvermutet von ihm in mein Leben und nahegebracht wurde. Ein feliner Cupid. Was es doch alles gab. Sie blieb weiter stumm und schaute mich nur zärtlich an. Streichelte mich weiter mit ihren Augen.
    
    Schüttelte nur manchmal nur unmerklich den Kopf. Ich glaubte nachvollziehen zu können, warum. Es ging mir ja nicht anders. Bei einer belebteren Passage unterbrach sie dann doch die ...
    ... andächtige Stille.
    
    "Tut mir leid, aber ich müsste mal für kleine Mädchen. Und wir uns langsam auf den Heimweg machen, kleiner Streuner."
    
    "Das ist doch wohl hoffentlich nicht dein Ernst?", fragte ich ungläubig.
    
    "Ich scherze nie, wenn die Natur ruft", gab sie blitzschnell zurück. "Gleich in doppelter Hinsicht."
    
    Die erste Anspielung verstand ich selbstverständlich, die zweite nicht.
    
    "Ich erkläre es dir gleich", setzte sie nach, als sie das Unverständnis in meinem Gesicht las. "Eins nach dem anderen."
    
    "Du weißt ja, wo es ist."
    
    "Weißt du, was jetzt Sache ist?", wendete ich mich an ihren Kater, der ihrem Aufbruch keine weitere Bedeutung zuzumessen schien, und einfach auf meinen Schoß ausgewichen war. Hm. Brummen ist auch eine Antwort. Keine besonders hilfreiche in diesem Moment.
    
    "Prospero, komm!", lockte sie vom Türeingang aus, nach Abschluss ihrer Rufbeantwortung.
    
    Klasse. Der schaute nur gelassen in ihre Richtung und machte überhaupt keine Anstalten, darauf zu reagieren.
    
    "Ich glaube, du wurdest gerade überstimmt. Dein Aufbruchsvorschlag ist damit abgelehnt", appellierte ich an ihr Demokratieverständnis.
    
    Sie seufzte, produzierte wieder ihre blitzenden Zähne und kam zu uns.
    
    "Damit du es verstehst: Ich möchte nicht weg, weil ich nicht hierbleiben will. Sondern eben genau darum, weil ich es will. Das geht mir alles ein wenig zu schnell. Es war ein wunderschöner Abend. Und es wird nicht unser letzter sein, da mach dir keine Gedanken. Aber ich kenne mich ...
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