1. Till Eulenspiegels verschwiegene Streiche


    Datum: 26.12.2021, Kategorien: Humor Autor: Achterlaub

    ... sie im Geheimen bösartig und auf manches gar nicht tugendhafte Vergnügen aus war.
    
    Dem Eulenspiegel war eine solche Verabredung mit dem Schmied aus dem Nachbarhaus zugetragen worden. Als das Schnarchen des Meisters schon aus der Schlafstube zu vernehmen war, hörte er die Malergattin eines Nachts am Küchenfenster mit dem Schmied flüstern. Am nächsten Tage pünktlich zur Mittagszeit, wenn die beiden Maler noch im Nachbarort die Türe des Rathauses streichen, solle er sie heimlich besuchen. Hierfür sei die Schlafkammer des Eulenspiegel bestens geeignet. Dort würde niemand sie vermuten.
    
    Daraufhin machte sich Eulenspiegel sofort ans Werk. Er brach einige Steine aus der Mauer, so dass er freie Sicht auf die Gasse vor dem Haus hatte. Dann klebte er ein Stück Papier darüber und bemalte es mit weißer Tünche wie die übrige Wand. So werde niemand sogleich bemerken, dass da eine Öffnung wäre. Von außen schrieb er auf das Pergament, dass sich am nächsten Mittag Punkt zwölf Uhr Glockenschlag jeder an den Farbtöpfen bedienen könne, die dahinter aufgestellt seien. Man solle nur kräftig mit der Hand durch die Mauer greifen. Dies hatte sich am nächsten Vormittag schnell in Celle herumgesprochen. Und zur Mittagszeit drängten sich wohl zwei Dutzend Leute vor der Gesindestube. Ungeduldiges Raunen erklang, bis die Turmuhr zwölf Mal geschlagen hatte. Doch als der erste, ein Schusterjunge, mit kräftiger Faust das Plakat zerfetzte, offenbarte sich der staunenden Menge kein einziger Farbtopf, ...
    ... sondern eine Frau Malermeister, die auf dem Rücken liegend die kräftigen Hammerstöße ihres Schmieds empfing. Beide lagen auf der Bettstatt so wie sie Gott geschaffen hatte. Noch Wochen danach erzählte man sich in Celle, ein wie mächtiges Eisenrohr man gesehen und wie kräftig es seine Funken bis in Haare und Gesicht der Frau Malermeister zu verspritzen mochte, als der Schmied vor Schreck von ihr ablassen musste. Ganz zerzaust seien die Haare und ihr ganzer Leib schweißgebadet gewesen. Ja, man raunte sich sogar zu, dass die vielen Falten am Leib, die schlaff zur Seite hängenden Brüste und der herbe Geruch der Malermeister-Gattin deutliche Anzeichen ihres schändlichen und sündhaften Lebenswandels seien.
    
    Nach dieser Narrenposse hat Eulenspiegel Celle verlassen. Zum Dank gab ihm der Malermeister noch ein Goldstück auf den Weg. Seine Frau hatte ihn noch zur selben Stunde eilends mit unbekanntem Ziel verlassen.
    
    Der fromme Kaplan aus Buxtehude
    
    Auf seinem weiteren Reiseweg kam Eulenspiegel ins Gespräch mit einem reisenden Kaufmann. Der erzählte ihm sogleich die Geschichte der sündhaften Malermeister-Gattin aus Celle, nicht ahnend dass er den Schalk neben sich hatte. Dieser Kaufmann wusste noch viele weitere Begebenheiten aus dem Landstrich zu berichten. So erzählte er von dem wenig frommen Tun eines Kaplans in Buxtehude. Der ließe die Sünderinnen nicht nur Rosenkränze herbeten. Sie müssten für ihre schändliche Taten zuvor besondere Weihen empfangen. Zu diesem Zweck habe er ein ...
«1234...8»