Till Eulenspiegels verschwiegene Streiche
Datum: 26.12.2021,
Kategorien:
Humor
Autor: Achterlaub
... Loch in den hölzernen Beichtstuhl sägen lassen. Den Mädchen und Frauen erklärte er, dass sie auf seine Absolution nur hoffen könnten, wenn sie zuvor von dem heiligen Schleim gekostet hätten. Aus der Seite des Beichtstuhls käme der Quell in Gestalt eines festen Rohrs. Daran müssten sie saugen, bis das heilige Wasser ihren Mund gefüllt hätte. Je fester sie daran ziehen, desto mehr von der segnenden Flüssigkeit käme ihnen zugute. Selbstverständlich wusste der Kaplan, dass so manche von seinen Sünderinnen um die wirkliche Herkunft und Bedeutung dieses heiligen Fluidums wusste. Er wählte deshalb bewusst die jüngeren und unerfahreneren Jungfrauen aus. Außerdem hieß er sie, über diese Segenshandlung Stillschweigen zu bewahren. Es sei ein göttliches Geheimnis, dessen Bruch böse Krankheit und Siechtum über sie brächte.
Als dem Eulenspiegel dies zu Ohren kam, beschloss er sich sogleich nach Buxtehude aufzumachen. Es werde ihm eine große Freude sein, den Kaplan bei seiner Arbeit mit den Sünderinnen seiner Gemeinde zu unterstützen. Auf seinem Weg durch die Gassen sprach er eine junge Dirne an und bat ihn für einige Groschen, ihre Sünden bei dem Kaplan zu beichten. Als der Kaplan die üppige junge Frau mit den wunderschönen roten Lippen durch das Guckloch sah, schoss ihm sogleich das Blut in untere Regionen. Er vermochte kaum mehr zuzuhören, was an abscheulichen Sünden diese Frau ihm beichtete. Sein fester Wille war es sogleich, auch ihr den himmlischen Nektar zu reichen. Denn schon ...
... bald sprach er voller innerer Erregung: "Hört auf. Ich habe genug vernommen." Es folgte die Anweisung, 20 Rosenkränze zu beten, nachdem sie ihren Leib mit dem Salbungswasser gestärkt.
Als Eulenspiegel dies gehört, zog er die junge Dirne rasch aus dem Beichtstuhl und führte an ihrer Stelle eine junge Ziege hinein. Davon bemerkte der lüsterne Kaplan ebenso wenig wie davon, dass er die heilige Quelle in Salzwasser tunkte, bevor er das Zicklein daran führte. Das begann bald höllisch an dem dargebotenen Freudenspender zu saugen, dass der Kaplan vor Lust laut aufstöhnte. Doch als das Tier auch nicht aufhörte zu saugen, als ihm das Maul schon voll der heiligen Flüssigkeit war, begann der Kaplan laut zu klagen und zu schreien. So sehr er es auch versuchte. Die Ziege gab ihn nicht frei. Der Eulenspiegel war inzwischen hoch zum Turm und hat den Glöckner geheißen, die Bimmeln laut anzuschlagen. Der Bischof sei in die Stadt gekommen. Darauf eilten etliche Bürger Buxtehudes sogleich in die Kirche und sahen ihren Kaplan in einer gar unchristlichen Situation gefangen. Eulenspiegel nämlich hatte beide Türen des Beichtstuhls geöffnet, damit die frommen Leute ihren Kaplan besser kennen lernen sollten. Was sie sogleich verstanden war, dass manches laute Klagen und Greinen eines Gottesmannes seine Ursache im Irdischen hat.
Eulenspiegel bei einem Perückenmacher
Aus Buxtehude musste sich Eulenspiegel eilends entfernen. Zwar hatte er das ganz und gar unchristliche Verhalten eines Kaplans ...