1. Eine Nacht mit Annabelle


    Datum: 26.09.2022, Kategorien: Reif Autor: Alegria195

    ... Verbindungen zu Frauen hielten meistens nicht sehr lange, und wurden überwiegend von den Frauen beendet.
    
    Sie hielten mich nach einer Weile für uninteressant, träge, und berechenbar.
    
    Ich war nicht träge im körperlichen Sinne, sondern eher wenn es darum ging, eine persönliche Entscheidung treffen zu müssen, etwa ob man am Samstag ins Kino, ins Theater, zum Essen, oder ins Konzert ging.
    
    Meine Entscheidungen dauerten lange, und so manches Mal wurden sie mir sozusagen "von oben" abgenommen: es gab aufgrund meines langen Zögerns einfach keine Konzert- oder Theaterkarten mehr, was die Frauen in Harnisch brachte.
    
    Auch meine festen Gewohnheiten begannen nach einer gewissen Zeit zu stören: es war ein festes Ritual, dass ich eine halbe Stunde bevor ich schlafen ging einen kleinen Whisky mit Eis trank. Nur einen, aber dafür einen richtig guten und hochpreisigen Tropfen.
    
    Diese Angewohnheit hatte sich einfach vor Jahren verselbstständigt, ich hatte das nicht geplant, aber offenbar gaben mir meine Rituale Entspannung und Sicherheit.
    
    Und ich hatte ein weiteres Handicap, welches von meiner Umgebung zum Glück bisher noch nicht wahrgenommen wurde, weil ich es geschickt zu verbergen verstand: ich war schüchtern!
    
    Nicht generell schüchtern, aber Frauen gegenüber.
    
    Es dauerte lange bis ich mich traute eine Frau anzusprechen, und meistens war es dann zu spät, und das attraktive Wesen auf Nimmerwiedersehen entfleucht. Natürlich ohne dass sie bemerkt hätte, dass ich mich ...
    ... überhaupt für sie interessierte. Eigentlich bekam es praktisch nie jemand mit wenn ich ein Auge auf eine Frau geworfen hatte.
    
    Ich holte tief Luft, atmete mit einem Seufzer aus, stellte mein Glas in die Spüle, und - ging zu Bett.
    
    Wie spannend!
    
    ***************
    
    Die Einweihungsparty bei Katja war in vollem Gange.
    
    Da die Augustnacht mild und trocken war, hatten Katja und Hans beschlossen, die Party drinnen wie draußen stattfinden zu lassen.
    
    Das Buffet war in der Küche aufgebaut, das Wohnzimmer mit beiseite gerückten Möbeln zur Tanzfläche umgewandelt, und alle Glastüren die zur Terrasse führten waren geöffnet, sodass die Gäste hinein und hinaus gehen konnten wie es ihnen beliebte.
    
    Ich unterhielt mich gerade angeregt mit einem Kollegen, als plötzlich die Lautstärke des Partygeplauders ein wenig abschwoll, jedoch nicht gänzlich zum Erliegen kam.
    
    Mit halbem Ohr hörte ich, dass noch ein Gast gekommen sein musste, den einige der Anwesenden schon kannte, denn er wurde unter anderem von Katja freudig begrüßt: "Hey, hast du es doch noch geschafft, das ist ja toll!"
    
    Nach einigen Momenten konnte ich die Person in Augenschein nehmen, welche dieses positive Echo ausgelöst hatte: es war eine Frau.
    
    Und was für eine Frau!
    
    Mir blieb beinahe der Mund offen stehen, ich konnte nicht anders als sie anzustarren, und vermutlich sah ich dabei aus wie der letzte Vollidiot.
    
    Katja kam mit der Frau auf mich zu: "Christoph, das ist Annabelle Martens, meine langjährige ...
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