1. Weeslower Chroniken VIII - 2007 - Inês - Kapitel 3 – Niklas


    Datum: 25.10.2022, Kategorien: Schamsituation Autor: nudin

    Am nächsten Tag hatte Inês
    
    nichts an der H:S zu tun, sondern eine Art Hausaufgabe erhalten. So fuhr sie direkt am Morgen ins FKK-Bad. Da sie die Kinder später auch wieder abholen sollte, bekam sie erneut den Van. Sie warf sich nur ein leichtes Sommerkleidchen über und fuhr los. Im Bad war morgens wie immer noch wenig Betrieb, nur zwei – angezogene – Handwerker reparierten eine Waserleitung und zwei Rentner waren zum Frühschwimmen im Wasser. Anfangs widmete sich Inês geflissentlich ihren Aufgaben, aber nach zwei Stunden war ihr nach etwas Abwechslung.
    
    Sie ging zum Wasser, hielt eine Weile die Füße hinein, dann wandelte sie über das Gelände. Auf einer schattigen Bank saß ein alter Mann. Nackt natürlich. Er hatte schlohweißes Haar, einen dicken Bauch und eine braun gebrannte Haut wie Leder. Er las in einem Buch. Als Inês an ihm vorbeikam, schaute er auf und grüßte. Sie grüßte freundlich zurück.
    
    „Was lesen Sie da?“ fragte sie.
    
    „Hesse.“ Er zeigte ihr den Umschlag.
    
    „Kenne ich nicht, leider.“
    
    Da bot er ihr an, sich neben ihn auf die Bank zu setzen.
    
    Inês nahm Platz und stellte sich vor. „In Portugal habe ich die Deutsche Schule besucht und Goethe und Fontane gelesen. Aber leider nicht Hesse.“
    
    „Komm, ich erzähle Dir etwas darüber.“
    
    Fast eine halbe Stunde verbrachte sie mit ihm. Zwischendurch dachte sie: Das gibt es doch gar nicht: Ich sitze mit einem wildfremden alten Herrn zusammen vollkommen nackt auf einer Bank unter einem Baum in einem Nackt-Freibad ...
    ... und rede über Literatur, das Leben und die Welt...
    
    Danach besuchte sie Gerda. Sie trat zu ihr ins Kassenhäuschen, aber für zwei war es darin zu eng. Daher stellte sie sich einfach in den Eingang, bestellte ein Eis und unterhielt sich durch das geöffnete Fenster weiter. Die nach und nach vereinzelt ankommenden Gäste schoben sich an ihr vorbei, nicht ohne einen bewundernden Blick auf das schöne nackte Mädchen, das dort an seinem Eis schleckte, zu werfen.
    
    Der freche Junge, mit dem sie und Niklas neulich Tischtennis gespielt hatte, kam von der Badseite her angerannt, sein kleines, dünnes Schwänzchen dabei hin und her schwingend. „Gerda, hast Du den Schlüssel für den Schrank mit den Tischtennisschlägern?!“
    
    „Ach herrje, der liegt noch im Auto.“
    
    „Ich hole ihn!“ rief der Kleine.
    
    „Nee, Du nicht, Du machst bloß Unfug. Ich gehe selbst“.
    
    In dem Moment kamen wieder Gäste.
    
    „Soll ich ihn für Dich holen?“ fragte Inês höflich.
    
    „Ja, wenn Du magst. Es ist der rote Fiesta da hinten, dort auf dem separaten Vereinsstellplatz. Hier hast Du ein Tuch zum Umwickeln.“ Schon griff sie hinter sich.
    
    Inês winkte ab. „Ach was, brauche ich nicht!“ sagte sie, selbst erstaunt über ihren eigenen plötzlichen Wagemut, ließ sich den Autoschlüssel reichen und spazierte los.
    
    Dieser kleine Ausflug nach außerhalb war etwas besonders Aufregendes, noch mehr als alles Bisherige. Auch wenn es zu den Reihen der geparkten Autos keine zwanzig Meter waren und noch immer wenig los war, so war Inês ...
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