1. Weeslower Chroniken VIII - 2007 - Inês - Kapitel 3 – Niklas


    Datum: 25.10.2022, Kategorien: Schamsituation Autor: nudin

    ... doch hier außerhalb des geschützten Raumes des FKK-Bades, also im öffentlichen Raum. Ein offizieller Radweg führte hier vorbei, am hinteren Ende des Parkplatzes war gut sichtbar eine Hauptverkehrsstraße. Inês schlenderte betont langsam mitten in der asphaltierten Gasse zu den parkenden Autos. Eine Frau um die vierzig, schon tief dunkel gebräunt, im kurzen Strandkleid, kam ihr entgegen. „Hallo!“ grüßte sie freundlich das nackte Mädchen. „Hast Du nicht etwas vergessen?“ Inês lächelte zurück. „Nein. Ich hole nur schnell etwas.“ Die Frau lachte und wünschte einen schönen Tag. Ein Auto kam die Gasse entlang auf der Suche nach einem Parkplatz, darin ein älteres Paar, das Inês staunend betrachtete.
    
    Ihr Herz pochte bis zum Hals. Sie konnte selbst kaum fassen, was sie hier tat. Als wenn sie es nicht glauben wollte, fuhr sie sich gedankenverloren mit der Handfläche von der Brust über den Bauch über die Lenden bis zum Oberschenkel – tatsächlich, kein Oberteil, kein Höschen, alles frei!
    
    Mit einem Mal stellte sie fest, wie erregt sie war – nicht nur aufgeregt, sondern auch erregt. Sie war total feucht. - Warum nur? Weil es verboten war? Oder weil es so schön war? Weil es so unerhört und so mutig war? Weil Nacktsein sich so grenzenlos frei und losgelöst anfühlte? Von solchen Momenten der Freiheit, der völligen Gelöstheit hatte sie vor Wochen, ja vor wenigen Tagen noch nicht mal den Hauch einer Ahnung gehabt. Sie hatte in einem Kokon gelebt. – Sie machte niemandem Vorwürfe, schon ...
    ... gar nicht ihren Eltern, ihrer Familie. Die kannten es nicht anders, die wussten nichts davon. Aber das hier, das war auch wahr – und wunderbar! Inês, Du machst FKK! Du bist eine
    
    nudista
    
    ! Du läufst splitternackt herum, in aller Öffentlichkeit! Du traust Dich das! Und es ist einfach herrlich! Sie fragte sich, ob es wohl Nadine und all den anderen auch so bei ihren ersten Malen gegangen war. Den Männern vielleicht nicht, und wer in Weeslow, dieser geheimnisumwobenen FKK-Stadt, groß geworden war, wohl auch nicht. Aber Nadine hatte ihr erzählt, dass sie auch ganz zufällig dazu gekommen war, mit siebzehn Jahren, also noch früher als Inês. Hatte es sich für sie genauso angefühlt? Nadine jedenfalls war seitdem zu einer absoluten Nackt-Liebhaberin geworden. Und sie, Inês, war ebenfalls auf dem besten Weg dahin. Nein, verbesserte sie sich selbst – sie war längst schon eine. Sie war einfach gern so frei und nackt – oder
    
    nackig
    
    , wie die Kleinen das immer so süß sagten - , das hatte sie in den letzten gerade mal vierzehn Tagen für sich entdeckt. Waren es wirklich erst vierzehn Tage? Sie konnte es kaum fassen. Und jeden weiteren Tag eine neue Grenze zu überschreiten wie jetzt auf diesem Parkplatz, das war das Aufregendste. Grenzen am Rande der Scham, über die festen, scheinbar unverrückbaren Grundsätze ihrer Erziehung hinweg – sie überwand gerade ihre anerzogene Prüderie, die ihr anerzogene Züchtigkeit, all das, was man ihr als richtig und sittsam und gottgefällig eingeredet ...
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