Der süße Fratz (Elisa)
Datum: 12.06.2019,
Kategorien:
Romantisch
Autor: Plautzi
... Tagesstart. Heute ist irgendwie der Wurm drin. Schon der Wecker versagte heute kläglich und meinte, er müsse mich einfach nicht wecken. Na ja, vielleicht hat er es gut gemeint, und wollte mich einfach mal ausschlafen lassen. Ich verzeihe ihm.
Ok, also schon viel zu spät will ich mich auf den Weg zur Uni machen. Wie fast immer mit dem Rad. Ich ärgere mich über das blöde Teil, weil das Hinterrad sich irgendwo ein Loch eingefangen hat, und deshalb mit plattem Reifen vor mir steht. Zum Flicken ist es zu spät.
Auto? Ausgerechnet heute steht es in der Werkstatt, weil der turnusmäßige Service, und auch der TÜV mal wieder ansteht. Was bleibt ist der Gang zur nächsten Bushaltestelle. Hilft ja nichts.
Zur anstehenden Klausur schaffe ich es gerade rechtzeitig. Der Rest des Tages in der Uni ist dann Gott sei Dank "normal". Was immer das auch bedeuteten mag.
Auf dem Rückweg hänge ich meinen Gedanken nach, die Klausur hatte es mächtig in sich. Hoffentlich ist alles gut gegangen.
Mein Heimweg führt mich an diesem alten Spielplatz vorbei. Weil ich schlendere, erkenne ich eine junge Frau (oder ist es noch ein junges Mädchen) auf der Schaukel. Sie schaukelt nur leicht hin und her.
Wenn ich so recht darüber nachdenke, habe ich sie dort schon öfter gesehen. Aber auf dem Rad um einiges schneller, immer nur aus den Augenwinkeln, und nie bewusst wahrgenommen.
Dieses Mal habe ich Zeit, und sehe ihr im Vorbeigehen einen Moment zu. Neben ihr steht eine kleine Reisetasche, auf ...
... dem Arm hat sie ein Bündel mit Wäsche. Komisch, warum trägt sie ihre Wäsche auf dem Arm denke ich gerade, als ich leises Babyweinen höre. Also doch keine Wäschebündel, sondern ein noch sehr kleines Kind auf ihrem Arm. Sie versucht es durch leichtes wippen zu beruhigen, was ihr nur mit mäßigem Erfolg gelingt. Ihre Kleidung sieht bereits sehr abgetragen aus. Früher war ihre Jacke vielleicht schwarz, heute ist es eher ein dunkles Grau. Dazu eine alte Jeans und ausgetretene No-Name Turnschuhe. Sie nestelt an ihrer abgewetzten Jacke, schiebt den Stoff zur Seite. Ich kann nur ahnen, dass sie nun versucht das kleine an ihre Brust anzulegen. Wirklich erkennen kann ich nichts.
Heute ist es nicht sonderlich warm. Bestimmt gibt es bessere und wärmere Orte um einen Säugling zu stillen. Warum tut sie das, denke ich? Egal, was geht es mich an. Ich muss nach Hause, schnellstens mein Rad in Ordnung bringen.
10 Minuten später stehe ich in der Werkstatt und baue das Hinterrad aus meinem Fahrrad. Schon oft musste ich Löcher in meinen Reifen flicken, so dass es keine wirkliche Herausforderung ist.
Ich bin gerade damit fertig, als meine Eltern von der Arbeit nach Hause kommen.
Meine Mutter umarmt mich zur Begrüßung, mein Vater wirft mir ein kurzes "Hi" zu und geht ins Wohnzimmer. Ich sitze mit meiner Mum in der Küche, sie fragt mich über meinen Tag aus, und ich will wissen, wie ihrer war.
So erzähle ich ihr von meinem missratenem Tagesstart, der blöden Klausur, und auch von dem ...