1. Desert Storm


    Datum: 03.07.2019, Kategorien: Berühmtheiten, Autor: byLoreleyColter

    ... beiße auf meine gefühllosen Fingerspitzen, einerseits um sie zu wecken, andererseits um irgendwas anderes zu fühlen als dieses Entsetzen, das mich nicht mehr loslassen will. Was tun wir hier? Wozu soll das alles gut sein? Warme Flüssigkeit läuft mir übers Gesicht und ich taste nach meinem Schädel. Fuck, hat mich einer angeschossen oder was?
    
    Eine Hand, die nach meiner greift, lässt mich herumschnellen. Coke liegt still im Fahrersitz neben mir und sieht mich aus weiten Augen an.
    
    „Was?", fahre ich ihn lauter an als nötig, woraufhin sich die Kameraden auf dem Rücksitz nervös rühren. „Pennt weiter. Alles gut."
    
    Coke massiert unterdessen meine Finger. „Schau mich an, okay? Du bist in deinem Humvee, wir sind alle noch da, sogar Stacks. Er steht noch immer da oben und ist wach und am Leben und betet für uns. Wir leben alle."
    
    Es steigt kein Dampf mehr vor meinen Lippen auf, aber ich fühle die gehetzten Atemzüge, die ich hervorpresse und sich über Cokes Gesicht ergießen. Er ignoriert es einfach und knetet meine Hände, bis endlich wieder Gefühl hineinkommt. Ah fuck, das ist so verdammt gut.
    
    Er grinst und stößt meine Arme zurück. „Danke, Boss. Damit kann ich was anfangen." Er hebt die eigenen und demonstriert mir, dass seine Finger nun einsatzbereit sind. Dann springt er aus der nicht vorhandenen Beifahrertür und stiefelt in die Dunkelheit.
    
    Ich atme einige Male tief durch, bevor ich ihm folge.
    
    Vor mir sehe ich Cokes Gestalt durch die Nacht marschieren. Warum ich ihm ...
    ... überhaupt nachlaufe, ist mir rätselhaft. Die Wachen rund um unser Lager würden jederzeit Alarm schlagen, sollte sich jemand nähern. Aber das reicht mir nicht. Er ist einer von meinen. Nicht nur von meinen Männern. Einer von meinen. Ich kann es nicht anders ausdrücken. Wir haben die letzten Wochen zu fünft in diesem Humvee verbracht, und fick mich, aber ich werde nie wieder einen von meinen Jungs ohne Backup in die irakische Nacht wandern lassen, ohne ihm Rückendeckung zu geben. Scheiß drauf, dass gerade die ersten stoßweisen Atemzüge von Coke an mein Ohr dringen.
    
    Natürlich weiß ich, dass er entweder zum Scheißen losgezogen ist, oder um sich einen runterzuholen. Aber das ist mir egal. Er soll sich einen abschütteln, nur werde ich ihm dabei verdammt noch mal die Sechs freihalten.
    
    Leises Grunzen ist zu vernehmen, während ich nach Schemen Ausschau halte. Das Geräusch wird lauter. Ich wage einen schnellen Blick über die Schulter. Dabei klappert meine Koppel.
    
    Coke schnellt herum, die Waffe im Anschlag und mit heruntergelassener Hose. „Wer ist da?"
    
    Ein Kichern schüttelt mich, doch vorsichtshalber hebe ich beide Hände. „Ich bins. Weitermachen."
    
    Er tritt einen Haufen Sand nach mir und flucht. „Verpiss dich, Sarge, wenn du nicht helfen willst." Grummelnd wendet er sich wieder seinen Bemühungen zu.
    
    Ich kann nicht anders, als ihn für seine Nonchalance zu bewundern. Er weiß, dass sein Gruppenführer hinter ihm kauert, schämt sich aber keine Sekunde lang dafür, dass er sich ...
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