Der Cassandra Komplex
Datum: 24.08.2023,
Kategorien:
Romantisch
Autor: postpartem
... Ausgang sein würde, auch wenn ich vor Hoffnung verrückt gewesen war, war mir immer klar gewesen. Sondern weil mein Kommunikationsversuch so gründlich gescheitert war.
Mal abgesehen davon, dass sie wahrscheinlich mit diesem Wust an Gefühlen und Selbstbildern, mit denen ich sie da so ansatzlos konfrontiert hatte, ebenfalls nicht so ohne weiteres klargekommen war, stellte ich hier zum ersten Mal in aller Klarheit das fest, was mir in der Folge immer öfter und immer schmerzhafter bewusst wurde:
Ich verstand sie nicht. Ich verstand ihren Weg zu kommunizieren nicht, zu empfinden nicht. Kein klares Feedback auf mich und meine Gefühle, nichts, mit dem ich mich identifizieren oder an dem ich mich notfalls reiben konnte. Niemals hätte ich eine solche Antwort für eine meiner Protagonistinnen ersinnen können, niemals hätte ich so viel Klarheit bei gleichzeitiger völliger Ambivalenz als Reaktion antizipieren können.
Es bestätigte für mich diese Ahnung, wurde am Ende zur Gewissheit, dass ich Mädchen und Frauen nicht verstand. Mein Versuch, eben dieses Manko realiter lernend auszugleichen, wenn auch sicherlich mit gänzlich untauglichen Mitteln, so nachhaltig gescheitert war, dass ihm kein in absehbarer Zukunft kein zweiter folgen würde.
Ich beschränkte mich also auf die rein akademische Immersion in Dingen der Liebe und Sexualität, begann mich mit Psychologie auseinanderzusetzen, um mich diesem Phänomen der Andersartigkeit des anderen Geschlechts intellektuell zu ...
... nähern.
Las Freud, Jung, Adler, aber auch Maslow im Versuch das geheimnisvolle Unverständliche der Weiblichkeit für mich zu enträtseln, um mich dann aus gesicherter Position noch einmal ins Geschehen zu wagen.
Später, angeregt durch Werke, die wir im Leistungskurs durchgenommen hatten, wie beispielsweise Verana Stefans "Häutungen", auch feministische Literatur, von dem zu dieser Zeit überall kursierenden "Märchenprinzen", bis Alice Schwarzer.
Wie alles in dieser Zeit halbverstanden, unreflektiert zu einem unausgegorenen Ursüppchen eines Frauenbilds zusammengeschüttet und auf kleiner Flamme geköchelt, bis nur ein klares Destillat übrigblieb.
Ich würde Frauen nie verstehen, nie einen Draht zur Andersartigkeit ihrer Psyche bekommen, nie deren Erwartungen und Hoffnungen entsprechen können. Frauen und ich passten einfach nicht zusammen. Das brauchten sie dann auch nicht mehr.
Meine Berufswahl entfernte mich von ihnen. Nach der Grundausbildung landete ich im Stab und der Stabshauptmann, für den ich neben anderen Tätigkeiten eine Art Ordonanz wurde, erkannte früh mein Talent für Planung und strukturiertes Herangehen an logistische Probleme. Er brauchte mich kaum zu ermuntern, ich beschloss bereits nach einem halben Jahr Berufssoldat zu werden.
Selbstverständlich reifte ich als Persönlichkeit, sah Dinge differenzierter und verstand nun sicher auch mehr, als noch in der Schulzeit. Im späteren Verlauf meines Lebens war es daher weniger ein Eingeständnis, dass ich Frauen nicht ...