1. Suomi, Mon Amour


    Datum: 26.03.2024, Kategorien: Schwule Autor: byBartolomeu_Dias

    I.
    
    Das Surren der Gangschaltung im Leerlauf vermischt sich mit dem Knirschen der Kiesel unter seinen Reifen. Langsam läßt Arho sich den leichten Hügel hinabrollen, auf das fröhliche Geschrei der Kinder zu. Schräge Sonnenstrahlen brechen durch die Zweige der Birken. Eine angenehme Kühle herrscht unter den Bäumen. Über ihren Kronen weitet sich der sanfte blaue Himmel von weißen Schlieren durchzogen; so hell und weit, wie ihn Arho in noch keinem anderen Land gesehen hat.
    
    Er schaut auf die kleine Staubwolke, die seine Reifen auf der Schotterstraße aufwirbeln. Dunst tanzt in den gelben Sonnenstrahlen.
    
    In diesem Land scheint alles intensiver zu sein; die Luft klarer; der Himmel blauer; und sogar die Sonnenstrahlen, sind so gelb, wie auf Kinderzeichnungen.
    
    Der Weg beschreibt eine Kurve; Frieden ist in der Luft; alles ist sanft und weich.
    
    "Berühre ich überhaupt noch den Boden?", fragt sich Arho, und spürt das nahe Meer auf seinen Wangen.
    
    Wenige Autos parken am Wegesrand. Vereinzelt gehen Menschen zwischen den Bäumen auf dem Weg zu verwitterten Holzhütten. Der Campingplatz ist nur spärlich besucht.
    
    Auf der anderen Straßenseite machen die Bäume großen Granitfelsen Platz. Rot mit weißen Flecken. Kleine bonsaiartige Pflanzen wachsen an abenteuerlichen Stellen auf ihnen. Als Arho an ihnen entlang rollt, kann er durch Zwischenräume das Meer sehen.
    
    Die Felsmauer kommt zu einem Ende, und gibt den Weg zum Strand frei, gegenüber der Zufahrt zum Campingplatz.
    
    An ...
    ... diesem Zugang zum Meer, wurde auf den Felsen ein kleines Holzhaus errichtet, Kiosk und Aufsicht zugleich. Einige bleiche dicke Kinder drängen sich vor dem Verkaufsfenster um Gummitaler und Eiscreme in Empfang zu nehmen. Ihre kleinen verschwitzten Leiber mit Sand bestäubt, und ungesund hell vor dem dunklen Holz. Holz so lebendig und warm, daß Arho es berühren möchte. Lauschen möchte, was es zu erzählen weiß, von all den Wintern, die es allein und unbeachtet an diesem Strand verbracht hat, und von den Sommern mit den klebrigen Kinderhänden.
    
    Einer der Jungen stellt sich auf seine Zehenspitzen, und streckt gierig seine Arme nach oben, um die nächste Tüte Süßigkeiten entgegenzunehmen. Blaue Anker sind auf seiner weißen Badehose zu sehen.
    
    Eine Gestalt beugt sich aus dem Fenster dem Jungen entgegen, die begehrten Naschereien in einer Papiertüte. Strubbelige flachsblonde Haare fallen in eine sonnengebräunte Stirn.
    
    "Kann man noch nordischer aussehen?", fragt sich Arho. Bremst, steigt vom Rad, und schließt es an eine der Straßenlaternen, die man an diesem einsamen Übergang im Wald aufgestellt hat. Wieder dieses verwitterte Holz. Dunkel mit grauen spröden Stellen. Leicht streicht Arho über den alten Baumstamm, an dem die Lampe befestigt wurde. Harz bleibt an seinen Fingerkuppen, und er hebt die Hand um an ihnen zu riechen, während er sich dem Zugang zum Strand zuwendet. Süße steigt ihm in die Nase. Als er aufschaut, fällt sein Blick auf die Gestalt im Verkaufsfenster. Blaue, fast ...
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