1. Suomi, Mon Amour


    Datum: 26.03.2024, Kategorien: Schwule Autor: byBartolomeu_Dias

    ... wie deine Stimme. Und ich habe Klischees im Kopf, und wilde Angst."
    
    Arho kneift die Augen zusammen, bis der helle Himmel und das glitzernde Wasser zu grellen Strahlen verschwimmen, wie auf billigen Heiligenbildern. Es schaut zu dem nun menschenleeren Kiosk hinüber, und steht aus einem plötzlichen Impuls heraus auf.
    
    "Die Frage ist nur, ob ich Angst habe vor dem Schmerz, den du mir zufügen wirst, oder vor der Möglichkeit meiner Liebe zu dir!"
    
    Langsam geht Arho die kurze Strecke zum Felsen, auf dem der Kiosk steht, steigt auf die erste Stufe der Holztreppe, die zum Verkaufsfenster führt, bleibt zögernd stehen, und dreht sich dem Meer zu. Entfernt sind im Wasser die Köpfe der schwimmenden Kinder zu sehen.
    
    "Habe ich Angst vor dir, oder vor mir?"
    
    II.
    
    Die Wärme des Tages hat sich trotz der offenen Fenster in dem kleinen Raum gestaut. Sampo murmelt leise Flüche vor sich her, während er aus einem großen bauchigen Glas Gummitaler in eine Tüte abzählt.
    
    "Sind es die Taler, oder meine Hände die so verdammt kleben?"
    
    Er steckt einen Finger in den Mund, um ihn von den süßen Rückständen zu befreien. Müde weht der Meereswind durch seine zerzausten Haare.
    
    Während er die braune Tüte knisternd zufaltet, sieht er aus dem Augenwinkel einen großen mageren Jungen vorbeigehen, und sich etwas abseits auf dem Vorbau auf eine Bank setzen.
    
    "Ah! Der doofe Topi schleicht vorbei!"
    
    Sampo schaut zwischen den mit Süßigkeiten vollgestellten Regalen durch.
    
    "Oder der liebe ...
    ... Topi! Wie man es nimmt. Heute so, morgen so. Aber nicht mit mir. Ganz bestimmt nicht mit mir!"
    
    Er stellt die Tüte auf die Arbeitsfläche, und wendet sich der Kühltruhe zu. Schaut kurz aus dem Fenster auf das immer gleiche, immer andere Meer. Ein Anblick, der ihm mit 19 Jahren so vertraut ist, und doch neben Heimat, auch immer Sehnsucht für ihn bedeutet. Auch für ihn liegt hinter dem Horizont die verheißungsvolle Zukunft. Liegt auf der anderen Seite des Meeres das gelobte Land. Sampo spürt einen Kloß im Hals, während er an der letzten sichtbaren, dicht mit Tannen bewachsenen Insel vorbei versucht, in der Weite etwas zu sehen. Er weiß nicht, wonach er Ausschau hält, ein Zeichen vielleicht. Ein Zeichen, daß ihm sagt, was er bloß mit Topi anfangen soll. Doch es ist nichts zu sehen außer Wasser, Wellen, und einem Angler in seinem alten Holzboot. Mit einem schweren Seufzer schiebt Sampo den Deckel der Kühltruhe auf, um nach dem gewünschten Eis zu suchen.
    
    "Warum Topi wohl hierher kommt? Er weiß genau, daß ich nicht mit ihm sprechen will! Nicht bis er sich entschieden hat. Basta!"
    
    Angenehm ist die kühle Luft, die aus der Truhe aufsteigt. Sampo hat ein Gefühl, als würden die Härchen auf seinen Armen anfangen zu knistern.
    
    "Topi! Jetzt kennen wir uns schon seit der Grundschule! Jeder weiß, daß wir die besten Freunde sind. Ist es wirklich so schwer zu sagen, daß wir mehr als Freunde sind? Hey Leute, schaut doch mal genau hin! Seht ihr denn nicht, daß ich den Sampo liebe, daß ich ...
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