1. Getrennt (Autor 5)


    Datum: 15.05.2024, Kategorien: 1 auf 1, Autor: Jenpo

    ... ihre Habseligkeiten einzusammeln.
    
    Pflichtschuldigst hockte sich auch Jens hin, sammelte einen Taschenspiegel und ein Etui ein, reichte es, gleichzeitig seine Entschuldigung wiederholend, der Frau. "Danke", bekam er zur Antwort, wobei kein Lächeln zu sehen war. Beide erhoben sich nun aus der Hocke und nun stehend, durchforstete die Frau ihre Handtasche, die ihr von Jens aus der Hand geprellt worden war, auf ihre Vollständigkeit. "Die Zimmerkarte fehlt", sprach die Frau mehr zu sich selbst als zu Jens, begann abermals mit ihren Blicken den Boden abzusuchen. Auch Jens sah sich um, fand nichts. Da fiel ihm ein, dass er ja seine Tasche erst nach dem Zusammenstoß abgestellt hatte und hob diese hoch. Tatsächlich lag darunter die Karte, schnell bückte er sich, ergriff diese, fühlte im gleichen Moment die Berührung von Fingern auf seinem Handrücken. "Bitte", lächelnd überreichte Jens der Frau die Hotelkarte und diesmal bedankte sie sich lächelnd.
    
    Jens sah zur Rezeption, bemerkte die lange Schlange die davorstand, sah zu der Frau, die sich soeben daran machte ihrer Wege zu gehen. "Darf ich sie zur Entschuldigung auf ein Getränk einladen?", sprudelte es aus ihm, ohne nachzudenken, hervor. Er sah die Frau an, wollte sich schon für die plumpe Anmache entschuldigen, da setzte diese ein belustigtes Lächeln auf, sagte, "Warum nicht?". Sie gingen zur Theke der Hotelbar, Jens bestellte für die Frau das von ihr gewünschte Glas Prosecco, für sich Bier. Beide schwiegen, während sie auf ...
    ... die Bestellung warteten und so wie Jens die Frau musterte, tat es diese bei ihm.
    
    Jens Blicke glitten über ein ovales Gesicht, welches von längerem, lockigem braunem Haar umrahmt war. Die Farbe ihrer Augen schien ständig zwischen grün und blau zu wechseln, Augen die ihn groß und interessiert anblickten. "Jens", stellte sich Jens sein Glas hochhebend, vor. "Silke", antwortete die Frau und hob ebenfalls ihr Glas. "Ähm", beendete Jens nach einigen Sekunden, nachdem sie ihre Gläser abgestellt hatten, die Schweigsamkeit beider, "danke, dass sie mir Gesellschaft leisten, der erste Lichtblick für mich heute." "Danke für das Kompliment", antwortete Silke, "war ihr Tag wirklich so schlecht?" So erzählte Jens seine heutigen Erlebnisse, endete damit, dass er in Silke gelaufen war. "Nicht sehr erbaulich das Ganze", nickte Silke, "ich hoffe, der Rest des Tages verläuft angenehmer." Es begann sich ein Gespräch über angenehmere Situationen zu entwickeln und je länger es andauerte umso faszinierter hörte Jens Silke zu. Es war nicht so sehr der Inhalt, der ihn faszinierte, vielmehr war es der Klang von Silkes Stimme, die etwas in ihm zum Schwingen brachte.
    
    Sie war ein tieferer Alt, drang samtig weich in seine Ohren ein, schien seinen ganzen Hörsinn, als wäre sie Musik, zu umschmeicheln. Klarstellend, auch der Inhalt von Silkes Worten war nicht dumm, Jens stimmte innerlich jedem zu, aber wie gesagt, Silkes Stimme riss ihn vom Hocker. So war er enttäuscht als Silke sich für die Einladung ...
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