1. Süchtig 01


    Datum: 24.08.2019, Kategorien: Hausfrauen Autor: byHannsonX

    ANMERKUNGEN DES AUTORS:
    
    In dieser Serie beschäftige ich mich mit Erlebnissen verschiedener Frauen in besonderen Situationen. Jede einzelne Story ist für sich abgeschlossen und gibt Einblicke aus der Sicht der handelnden Hauptperson.
    
    Für Kommentare und Anregungen zu weiteren Episoden bin ich dankbar und wünsche viel Spaß beim Lesen!
    
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    SUSANNE
    
    Ich stütze beide Hände auf den Rand des Waschbeckens und blicke kritischer in den Spiegel als ich das üblicherweise tue.
    
    Ich schminke mich so gut wie täglich. Für die Arbeit sowieso, wenn ich abends ausgehe (was in den letzten beiden Jahren allerdings nur noch selten vorgekommen ist) und auch bei alltäglichen Dingen wie zum Einkaufen oder beim Friseurbesuch. Eine Frau sollte sich zurechtmachen, egal wie alt sie ist!
    
    Was ich sehe ist zufriedenstellend. Ein wenig intensiver als sonst üblich, mehr Rouge, der Lidstrich dicker, das Blau der Lidschatten greller, aber gut zur Farbe meiner Augen passend.
    
    Interessant soll es wirken, vielleicht auch ein bisschen stimulierend, aber keinesfalls nuttig! Ich habe ein paar Arbeitskolleginnen, die es gerne mit dem Makeup übertreiben. Die Älteren sehen dann aus, als würden sie verzweifelt versuchen ihre Jugend wiederherzustellen, bei den Jüngeren wirkt einfach nur unbeholfen und billig.
    
    „Mama, hast du ein Date?" fragt mich meine Tochter und kichert.
    
    Ich schüttle nur den Kopf und mein Gewissen akzeptiert die kleine ...
    ... Lüge. Wie soll ich einer Sechzehnjährigen erklären was ich tue?
    
    Wie kann ich es überhaupt jemandem erklären?
    
    Ich nehme die Bürste und fahre zum wiederholten Mal durch mein dichtes, dunkelblondes Haar. Ich trage es gerne offen (vor allem wenn ich besonders attraktiv wirken möchte), doch ein Zopf zeigt mehr von meinem hübschen Gesicht.
    
    Zumindest hat er einmal eine Bemerkung in diese Richtung fallengelassen!
    
    Er hat auch gesagt, dass Rot geschminkte Lippen ein Symbol für das gut durchblutete und bereite Geschlechtsteil einer Frau sind.
    
    Die Verlegenheit, jetzt an diese Worte zu denken, treibt mir ein wenig Wärme in die Wangen.
    
    Gleichzeitig weigere ich mich zur Kenntnis zu nehmen, dass dabei ein knisternder Schauer irgendwo in meinem Bauch flimmert. Das ist eine andere Welt, nicht die der mittlerweile alleineerziehenden Mutter zweier Teenager, mit dem täglichen Vorbereiten von Pausenbroten, Elternsprechtagen und der gefestigten Struktur eines Vierzig-Stunden-Jobs. Und ich schäme mich dafür, etwas von dieser Regung in den bürgerlichen Kosmos meines Alltags eindringen zu lassen.
    
    Die Türglocke läutet und meine Kinder geben mir Abschiedsküsse auf die Wangen.
    
    Papawochenende!
    
    „Viel Spaß!" grinst meine Tochter und mein Exmann mustert mich mit großen Augen.
    
    Er hat mich früher oft so gesehen. Cremefarbener, taillierter Rock, eine simple, weiße Bluse! So gehe ich auch in die Arbeit! Vielleicht nicht ganz so kurz, im Büro reicht der Saum bis an die Knie anstatt ...
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