1. Süchtig 01


    Datum: 24.08.2019, Kategorien: Hausfrauen Autor: byHannsonX

    ... Gesicht.
    
    Kann er mir ansehen was ich jetzt tun werde? Strahle ich die Liederlichkeit optisch aus?
    
    Der rationale Teil meines Verstandes verspottet mich wegen dieser Überlegung. Der Mann hat am Tag wohl dutzende Fahrgäste und wird sich nicht bei jedem über das Motiv der Fahrt den Kopf zerbrechen.
    
    Vielleicht findet er mich einfach attraktiv? denke ich und lächle zufrieden.
    
    Wer mag es nicht, solche Überlegungen anzustellen?
    
    Und dann bin ich da!
    
    Ich bezahle das Taxi, schleppe den Koffer durch die große Drehtüre des Hotels und sehe ihn schon rechts an der kleinen Bar im Foyer sitzen.
    
    Und sofort bin ich ein anderer Mensch!
    
    Nervös und unsicher wie ein Teenager beim ersten Date, mit kalten, verschwitzten Händen und rasendem Puls. Meine Knie werden weich und für einen Moment habe ich sogar das Gefühl keine Luft zu bekommen.
    
    Er lehnt lässig in einem der bequemen Ledersofas und lächelt mich an.
    
    „Hallo!" Seine stahlgrauen Augen funkeln. „Schön dich zu sehen!"
    
    Es ist fast zwei Monate her, dass ich ihn zum ersten Mal getroffen habe. Purer Zufall, auf der Rückfahrt von einer Dienstreise. Ich habe an einer Raststation haltgemacht, um eine Kleinigkeit zu essen. Er saß am Nebentisch, ein ganz normaler Gast wie viele andere auch, doch er sah mich die ganze Zeit über an, beobachtete mich beim Verspeisen meines Sandwiches so demonstrativ, dass es unmöglich war ihn nicht zu bemerken.
    
    Und dann kam er an meinen Tisch und fragte höflich, ob er mich auf einen ...
    ... Kaffee einladen dürfe.
    
    Die unerwartete Erkenntnis, die Aufmerksamkeit eines Mannes zu erregen war wie eine süße Droge!
    
    Fast zweieinhalb Jahre nach der Scheidung durfte ich zum ersten Mal wieder die Empfindung wahrnehmen, interessant zu sein. Seit einer gefühlten Ewigkeit (wenn man die letzten Jahre meiner Ehe dazurechnet) war ich nicht bloß die angepasste, biedere Mutter, Ehefrau und Kollegin, sondern war es tatsächlich wert, von einem Fremden angesprochen zu werden!
    
    Er war wunderbar darin, mir das Gefühl zu geben jemand Besonderes zu sein. Er besaß unglaubliches Talent dafür, mich wie eine Prinzessin fühlen zu lassen. Sein Charme berauschte mich richtig und ich schmolz dahin, wie damals -- als ich im Alter meiner Tochter gewesen war -- und mich der Schwarm der ganzen Schule danach gefragt hatte, mit ihm auszugehen!
    
    Und er ließ mich keine Sekunde im Unklaren darüber was er wollte!
    
    „Du bist unterfickt!" stellte er wenig später gar nicht mehr charmant fest und schmunzelte dabei anmaßend.
    
    Wer mich näher kennt würde seine Hand dafür ins Feuer legen, ich hätte den Typen nach diesem Affront zum Teufel gejagt. Diese Worte sagt man keiner Frau ins Gesicht, wenn man auch nur einen Funken Anstand besitzt!
    
    Doch ich ließ zu, dass diese beleidigende (aber durchaus wahre) Einschätzung nicht mehr zutreffend blieb.
    
    Und wer mich näher kennt würde seine Hand dafür ins Feuer legen, dass ich auch Derartiges NIEMALS getan hätte.
    
    Es war fantastisch und furchtbar ...
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