1. Auf der guten Seite der Grenze


    Datum: 31.08.2019, Kategorien: Erotische Verbindungen, Autor: byDingo666

    ... die Schiefertafel.
    
    Ohne nachzudenken rannte er los. Nicht auf den Pfad von vorhin. Nach rechts, der Straße entlang. Und geradeaus. Im steten Takt prallten seine Füße gegen den Asphalt und sandten Schockwellen durch seine Beine. Ja, das war gut. Weiter, schneller! Mit angespannten Kiefermuskeln beschleunigte er noch mehr.
    
    Den Bildern in seinem Kopf konnte er nicht davonrennen. Doch die schlichte körperliche Anstrengung führte zu einer Betäubung. Einem angenehmen Schleier, der sich über seine überreizte Fantasie breitete.
    
    Drei Stunden später kam er wieder beim Seminarzentrum an, völlig ausgepumpt. Natürlich hatte er sich in der hereinbrechenden Dunkelheit verlaufen und musste drei Mal nach dem richtigen Weg fragen. Selbst das war ihm nicht unrecht. Die zusätzlichen Kilometer würden ihn umso besser schlafen lassen.
    
    Das Haus lag im tiefen Schatten. Nur an der Rezeption zeigte sich ein Licht. Alle anderen Fenster reflektierten das Nachtgrau des Himmels, nirgends die Lichtzuckungen eines laufenden Fernsehers oder das Blau eines Notebooks. Die Gruppe schien noch im Dorf zu feiern.
    
    Ob sie wohl mitgegangen war?
    
    Alex stellte sich vor, wie Kathrin zwischen den anderen in der Kneipe saß und sich unterhielt, mit blitzenden Augen und rosig angehauchten Wangen... Nein, unmöglich! Das stimmte ebenso wenig wie die Masturbation, vor der er weggerannt war. Dieser irrwitzige Kuss hatte sie genauso erschüttert wie ihn selbst, das hatte er gesehen.
    
    Wie unter Zwang wandte er ...
    ... sich nach rechts und huschte mit lautlosen Schritten um das Gebäude herum. Sie hatte Zimmer Nummer vier, das hatte er in der Pause vom Messinganhänger ihres Schlüssels abgelesen. Also das vierte Fenster.
    
    Er duckte sich und schlich unter den ersten drei Fensterbrettern vorbei. Das Gras verschluckte die Geräusche seiner Tritte. Die Rückseite des Hauses lag in tiefem Schatten. Nur der Halbmond spendete ein wenig Licht, das diffus durch ein paar Schleierwolken drang.
    
    „Alex Weller, du bist ein hirnverbrannter Idiot!", warf er sich innerlich vor und nickte dazu, während er auf sein Ziel zu kroch. Das vierte Fenster war gekippt. Er verharrte reglos, atmete mit weit offenem Mund, um jedes Geräusch zu vermeiden, und lauschte.
    
    Stille. Ein Vogel, irgendwo. Dann ein Laut. Von innen.
    
    Mit trockenem Mund und schmerzenden Waden richtete er sich halb auf. Die Kühle der Nacht drang durch das klatschnasse Shirt, doch er achtete ebenso wenig darauf wie auf die zeternde Stimme in seinem Kopf.
    
    Das Geräusch wiederholte sich. Es klang wie ein ... Seufzen?
    
    Er musste es einfach wissen! Und er musste etwas sehen!
    
    In extremer Zeitlupe brachte er seinen Kopf halb über das Fensterbrett. Die Vorhänge waren zugezogen, doch in der Mitte zeigte sich ein Spalt. Seine an die Finsternis gewöhnten Augen erkannten kantige Umrisse im Inneren. Ein Tisch. Ein Schrank. Ein Bett.
    
    Eine Bewegung, im Bett. Sie wiederholte sich. Ebenso wie das Seufzen.
    
    Sofort schoss ihm das Blut in die Lenden, ein ...
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