Total tätowiert aus der Coronablase
Datum: 04.09.2019,
Kategorien:
Fetisch
Autor: byNicky1985
... würden.
Ich streifte die Flip-Flops ab und rannte, wobei ich mir mit den Füßen an den kleinen, spitzen Steinen verletzte, bis ich schließlich um die felsige Landzunge lief, nur um zu festzustellem, dass die Mole leer war, abgesehen vom Schuppen des Hafenmeisters und dem Gepäckwagen mit meinem einsamen Rucksack.
Außer Atem ging ich langsam auf die Mole zu und begriff, dass ich die Fähre irgendwie verpasst hatte.
Obwohl ich meine Situation inzwischen klar verstanden hatte, fragte ich den alten Mann, der in der Tür seines Schuppens erschien:
„¿Dónde está el... ferryboat, por favor?"
Er zeigte auf einen winzigen Punkt weit entfernt im Ozean.
„Partió a las tres," fügte er lakonisch hinzu. Um drei fuhr sie ab, verstand ich.
„¿Qué hora es?"
Er schaute auf seine Armbanduhr.
„Son las quatro menos diez." Zehn Minuten vor vier. Kein Wunder, dass die Fähre so weit weg war.
Ich spürte, wie mir die Tränen aus den Augen schossen, und fühlte mich so verlassen, wie ich mich seit der Scheidung meiner Eltern nicht mehr gefühlt hatte.
„Hay una carta para ti," fügte der Alte hinzu und deutete auf meinen Rucksack.
Ich sah ein Stück Papier, das unter einen Riemen geschoben war, und nahm es wie in Trance.
Es waren ein paar Zeilen von Till, in den Minuten vor Abfahrt der Fähre hingekritzelt:
„Liebe Caro,
Es tut mir leid, aber der Kapitän will nicht länger warten. Jetzt bekommst du also die Möglichkeit diese Corona-Epidemie hier auf der Insel ...
... auszusitzen, wie du wolltest. In den letzten Tagen habe ich mich gefragt, ob wir eine gemeinsame Zukunft haben. Wir werden es erfahren, wenn wir uns in ein paar Wochen wieder in Deutschland sehen. Schreib mir auf WhatsApp, sobald du Gelegenheit dazu hast. Pass auf dich auf!
Liebe Grüße
Till"
Hm. Die lieben Grüße konnte er sich in den Arsch stecken. Schluchzend und an dem zerknüllten Stück Papier festhaltend, nahm ich meinen Rucksack und machte mich auf den Weg zurück zum Tienda-Hostal.
4. Der Tätowierer
Sebastián, dem gutaussehenden, großen, stark tätowierten Besitzer des Lebensmittelladens und der Herberge, fehlte das äußere Gelenk seines rechten Zeigefingers. Er stand wie üblich mit einer filterlosen Zigarette zwischen den Lippen hinter dem Tresen und ordnete offensichtlich einige Vorräte, die mit der Fähre gekommen waren.
„¡Ah, la chica alemana!" sagte er mit einem breiten Lächeln, das verschwand, als er die Tränen über mein verzerrtes Gesicht laufen sah und ich meinen schweren Rucksack auf den Boden stellte.
„¿Dónde está tu novio?" fragte er. Wo ist dein Freund?
„Ferryboat," war alles, was ich zustande brachte.
„¿Tu novio se fue?" fragte er. Ist er weg?
„No es mi novio. No más."
Durch den brutalen Brief und die ganze Situation hatte ich verstanden, dass meine Beziehung mit Till beendet war. Und das konnte ich sogar auf Spanisch ausdrücken, stellte ich nicht ohne Stolz fest.
Sebastián legte seine Zigarette in den Aschenbecher und kam um die Theke ...