1. Stefan


    Datum: 26.09.2019, Kategorien: Kunst, Autor: Anonym

    ... nicht sein. Aber warum sollte er mich nicht am Samstag früh abholen? Ein dunkelblauer VW hielt pünktlich um 6 vor der Tür, der Kongress begann um 10 und wir hatten fast 400 km vor uns. Es war ein ungeheuer angenehmes Auto, leise und es flog praktisch über die Straße. „Meine Güte, das hat aber gar nichts mehr mit meinem alten Passat zu tun,“ sagte ich bewundernd. „Ja, sagte er, die Autos werden immer komfortabeler; und wir muten uns immer längere Strecken zu und kommen dann erschöpft an wie früher auch schon.“
    
    Als wir um 9 ankamen, fühlte ich mich aber herrlich entspannt. Stefan war ein so unterhaltsamer Mensch. Er erzählte von Büchern und Filmen. Lauschte scheinbar gierig meinen Erzählungen und machte oft Einwürfe, die bei mir einfach die Frage auslösten, um wie viel Ecken denkt der eigentlich?
    
    Unser Tag hatte sich dann grundsätzlich unterschieden. Stefan hatte am Kongress teilgenommen, es ging um Kulturmanagement und hatte auch eine anscheinen viel beachtete Rede gehalten und ich hatte die riesige Sauna und Schwimmlandschaft genutzt, einen kleinen Bummel gemacht, ein kleines Schwarzes gefunden, eine Kosmetikerin gesehen und eine wundervolle Massage genossen. Dann hatte ich geschlafen und war erst kurz vor der Gala wieder aufgewacht. Schnell angekleidet und runter zum Buffet. Ich hatte Hunger wie ein Wolf und freute mich auf das Konzert von Konstantin, wie ich ihn seit unseren Treffen für mich nannte.
    
    Die Leute wussten offensichtlich zu leben, es gab ein ...
    ... wunderbares Buffet. Ich entdeckte Stefan lange bevor er mich sah. Er kannte auch hier anscheinend jeden. Endlich sah er mich. Er kam auf mich zu, gab mir einen Kuss auf die Wange und hielt mich dann an beiden Schultern, wie um mich genau zu betrachten. Er sah wirklich genau hin. „Helen, großartig. Du bist und bleibst eine Schönheit. Gnädige Frau, würden Sie trotzdem für das kommende Konzert mit mir altem Zausel vorlieb nehmen?“ Ich ging auf sein Spiel ein. „Mit dem allergrößten Vergnügen, ich könnte mir keinen besseren Begleiter vorstellen.“ ‚Das ist sogar wahr’, dachte ich bei mir.
    
    Das Konzert war schön und Konstantin musste 4 Zugaben geben, bevor er endlich in sein Zimmer durfte. „Er wird da verschwinden.“ sagte Stefan, „Er mag den Rummel nicht.“ Schade, ich hätte gerne gewusst, ob er sich noch an mich erinnerte.
    
    Zwischen Stefan und mir gab es eine ungewohnte Nähe. Oft stand ich bei ihm eingehakt, manchmal legte er eine Hand auf meine Schulter. Wie leicht alles mit ihm war, wie einfach er mich in die Gespräche mit all den Prominenten einbinden konnte. Es war eine Männergesellschaft in der nur wenige Frauen Platz gefunden hatten. Und ganz offensichtlich gefiel ich nicht nur einem. Warum interessierte es eigentlich Klaus Hoffmann, mit dem mich Stefan bekannt gemacht hatte, dass mir seine alten Lieder besser gefielen als seine neuen.
    
    „Entschuldige Helen, ich hatte einen harten Tag, ich denke, die anderen Herren werden Dich sehr gerne unterhalten. Darum bin ich so frei und geh ...
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