Out of Neverland Teil 10
Datum: 16.10.2019,
Kategorien:
BDSM
Autor: byfreudenspender
... Ich bin Hauptkommissar Michael Werner. Ich müsste Sie bitten ins Leichenschauhaus zu kommen", erklärt er mir.
„Jetzt, um diese Zeit? Was soll ich da?", bin ich ganz verwundert.
„Wir haben einen Mann tot aufgefunden und gehen davon aus, dass es sich dabei um ihren Vater handelt. Sie müssten ihn identifizieren", erklärt er mir.
„Mein Vater ist tot?", frage ich überrascht.
„Ja, tut mir echt leid", meint er mit geheuchelter Anteilnahme in der Stimme.
„Dann sind Sie wohl der einzige", rutscht mir so heraus.
„Sie hatten kein gutes Verhältnis zu ihrem Vater?", erkundigt er sich. Ich spüre sofort, seine Stimme bekommt einen lauernden Unterton.
„Ich habe ihn erst vor wenigen Tagen kennen gelernt und auch das unter wenig glücklichen Umständen. Man kann unser Verhältnis also wohl nicht als sehr innig bezeichnen", erkläre ich aufrichtig.
„Wo waren Sie gestern gegen zwanzig Uhr?", will er daraufhin wissen.
„In Brüssel", antworte ich wahrheitsgemäß.
„Haben Sie dafür Zeugen?", bohrt er nach.
„Reicht die Bundeskanzlerin als glaubwürdige Zeugin?", erkundige ich mich und muss innerlich grinsen.
„Das ist nicht der Moment, um dumme Witze zu machen", wird er energisch und sogar etwas laut.
„Ich mache keine Witze und dumme Witze schon gar nicht. Ich habe gestern den ganzen Tag bis zweiundzwanzig Uhr am Europäischen Rat teilgenommen. Und wenn sie heute die Bild gelesen haben, dann steht mein Alibi sogar dort drinnen", antworte ich gelassen.
„Echt?", höre ...
... ich ihn ungläubig sagen. „Entschuldigen Sie, aber das ist das ungewöhnlichste Alibi, das ich je hatte."
„Es gibt immer ein erstes Mal", bin ich schon gelassener. „Wo soll ich hinkommen?"
Er nennt mir noch die Adresse und wir beenden das Telefonat. Ich gehe nachdenklich zurück ins Esszimmer. Wie werden die anderen wohl reagieren? Alle schauen mich erwartungsvoll an als ich ins Esszimmer zurückkomme. Ich brauche aber noch etwas Zeit zum Überlegen. Wie werden es vor allem meine Schwestern aufnehmen? Nachdenklich stehe ich kurze Zeit still da. „Was wollte die Polizei von dir?", erkundigt sich Jan schließlich. Vermutlich hat ihm Dani gesagt hat, wer mich gesucht hat.
„Unser Vater ist tot. Ich soll in die Gerichtsmedizin kommen, ihn zu identifizieren", sage ich tonlos.
Irgendwie geht mir der Tod meines Vaters doch näher, als ich gedacht habe. Auch wenn ich ihn ein Leben lang nicht gekannt habe und nur in den letzten Tagen mit ihm zu tun hatte, es ist immerhin ein Mensch, der gestorben ist. Ich breche nicht in Tränen aus, das ist schon klar, aber ich bin irgendwie traurig, dass mein Vater so von uns gegangen ist.
Julia und Sofie schauen sich an. Ihre Gesichter sind ausdruckslos. Sie blicken zu mir herüber und ich habe den Eindruck, sie sind von meiner Reaktion überrascht. Um ehrlich zu sein, ich ja auch.
„Ich trauere ihm keine einzige Träne nach", meint Julia bestimmt. „Das was er Sofie und mir angetan hat, kann ich nicht verzeihen. Nie im Leben. Vater hin oder ...