Painters Witch, Painters Bitch
Datum: 07.12.2019,
Kategorien:
Kunst,
Autor: Anonym
... Haste die etwa schon vor den Augen?
Da sind wir schon beim Thema:
Richtig hinsehen
Das ist nicht immer so einfach
Das Problem liegt aber immer im Kopf des Betrachters
Episode I
Der scheue Michael
Das war noch in meiner Münchener Zeit, nicht lange nach meinem allerersten Auftritt als Modell.
Peter, der Dozent hatte auf dem Schwarzen Brett einen Zettel mit meinem Namen angeheftet.
Wer meine Dienste in Anspruch nehmen wollte, konnte dort seine Privatadresse und sein Angebot darunter setzen.
Ich war schon ziemlich verwundert und auch stolz,
dass gleich zwei Tage später der Zettel mit Adressen voll war. Anfangs hatte es mir ja noch ganz schön Probleme bereitet, einfach so privat zu Einem hinzugehen
und mich dort so ohne lange Faxen und Fisimatenten nackig zu machen.
Da fehlt eben der Schutz der großen Menge Leute, wie im Zeichensaal.
Aber Peter hatte den Angebotszettel mit mir durchgesprochen und einige Namen gleich durchgestrichen. Kenn i ned richtig, die Buam, zu jung! Gib Obacht!
Er empfahl mir zuerst mal einige ältere Maler und Künstlerinnen, die er kannte.
Trotzdem hat mir ganz schön das Herz geflattert, als ich zum ersten Mal an einer privaten Wohnung geklingelt habe.
Dann war es aber gar nicht so schlimm.
Bei einem Fünfunddreißigjährigen war sogar die Ehefrau dabei und wir haben lustig rumsalbadert, während ihr Mann mich nackt gezeichnet und gemalt hat.
Sie kannte die Wünsche ihres Herrn und machte auch gar kein ...
... Hehl daraus.
Ungeniert hat sie mich so zu zurecht gesetzt, wie er es mit schnellen dünnen Strichen
auf seine Leinwand gekritzelt hatte.
Der kannte nach 2 Stunden bestimmt jedes Haar, jede Pore und jede Ritze an mir
mehr oder weniger gründlich. Wir hatten trotzdem unseren Spaß daran.
Später habe ich dann auch gemerkt, dass mir persönlich es lieber ist, wenn Einer direkt sagt, was er will und nicht unverständlich drum herum stammelt.
Ist doch mein Job, schließlich!
Nach zwei Wochen war schon alles Routine für mich und ich reagierte wie ein dressiertes Reitpferd schon auf kleinste Zeichen mit der Hand oder auf Stichwort.
Fast immer.
Bis auf das, wo Einer mich als verkehrt herum an ein Kreuz geschlagenes nackertes Christenmadel im römischen Kolosseum haben wollte.
Das Kreuz war ein X und mir war nach 10 Minuten saumäßig schlecht.
Da hat er dann eben das Kreuz samt mir flach auf den Tisch gelegt und sich selber zum Malen auf eine Leiter gestellt.
Nur wegen der in Richtung Kopf hängenden Brüste musste ich dann noch ein paar Mal den Kopfstand machen, durfte mich dabei aber an der Wand abstützen.
Warum ich dazu aber die Beine breit auseinander kraxeln musste,
habe ich damals zwar nicht verstanden, heute aber schon.
Außerdem: Damals hing bei mir noch nichts, weder aufrecht, noch im Kopfstand.
Aber so was gibts eben auch. Geht nicht gibts nicht.
Peter kümmerte sich dann auch nicht mehr um meine Auftragsliste.
Mir war aufgefallen, dass ...