1. Painters Witch, Painters Bitch


    Datum: 07.12.2019, Kategorien: Kunst, Autor: Anonym

    ... schon von Anfang an und dann immer wieder
    
    ein gewisser Michael G. auf meinem Zettel erschien. Weil Peter ihn aber schon vorher zwei Mal gestrichen hatte, war ich noch nie darauf eingegangen.
    
    Aber hin und wieder und manchmal auch ziemlich lange gibt es mal eine Saure-Gurken-Zeit.
    
    Warum also nicht der Michael G.?
    
    Gemma! Is ja eh scho da Oanzge!
    
    Also kreuzte ich einen der Termine an, die er vorgeschlagen hatte und ging drei Tage später einfach mal hin.
    
    Er hatte wohl nicht so richtig geglaubt, dass ich wirklich komme.
    
    Jedenfalls war es für mich ziemlich neu,
    
    dass der Maler amoal das große Flattern hat und i ganz glassen bin.
    
    Er flatterte wie das Nachthemd und ich war gelassen wie ein Furz. Basst scho!
    
    Gesehen hatte ich ihn schon.
    
    Bei Peter und Hagen im Zeichensaal. Aber nie in der ersten Reihe.
    
    Ich glaub, der hat immer ganz hinten in der Eck gesessen.
    
    Ich sah jedenfalls keinen Grund, warum das so war. Sah doch ganz normal aus.
    
    Mittzwanziger, schätzte ich.
    
    Signorina di Demiani?
    
    An Schmoarrn, Signorina! Sagens Demmi, oder Desiree, dös gniegt, basst scho!
    
    Na gut, Michael heiß ich
    
    Grüß Gott, Michael!
    
    Er stand aber immer noch mitten in der Tür und starrte mich an.
    
    Ja so? Solls hier draußen schon losgehen, open air, oder wie das heißt?
    
    Ich stellte meine Tasche ab und zog mir mal schon den Pulli halb über den Brust nach oben.
    
    Zeit ist Geld.
    
    Nein! Um Himmels Willen, Entschuldigen Sie, entschuldige Desiree, äh ...
    ... Demmi,
    
    Komm bitte rein!
    
    Wir gingen rein. Er hatte ein geräumiges Zimmer, von dem zwei Türen in andere Räume führten. Die Staffelei stand dem Fenster gegenüber. In der Mitte ein Tisch mit vier Stühlen, an der Wand ein Großes Bett und überall Bücher, Leinwände, Farben, Pinsel und diverse andere Kleinigkeiten.
    
    Die Wände zierten seine Werke.
    
    Sehr bunte Akte und geheimnisvolle Medizinmann-Masken oder so.
    
    An den Aktbildern fiel mir auf, dass sie alle irgendwie unvollendet wirkten und
    
    Ja, irgendwie geschlechtslos.
    
    Die Brüste, wenn überhaupt vorhanden, sahen aus wie ein rundliches W oder Zipfel oder auch Kreise und im Schritt hatte er entweder frei gelassen oder einen Rhombus mit einem senkrechten Schlitz darin gemalt. So wie Kinder es manchmal auf Wände schmieren.
    
    Jetzt konnte ich mich auch entsinnen, dass Peter mal gesagt hatte:
    
    Aus dem wird eh nix,
    
    Das war als wir damals die Liste durchgegangen waren.
    
    Das konnte ja heiter werden! Hatte der etwa ein Problem?
    
    Dein Eindruck machte er aber überhaupt nicht, außer, dass er etwas schüchtern war.
    
    Wollen Sie,du dich jetzt
    
    Verlegenes Schweigen.
    
    Ausziehen? Na, ich denk ja doch schon! Dazu bin ich doch hier, oder?
    
    Na jaklar, alsoäh, da können Sie,du, ja einfach ins Klooder,
    
    ich geh mal so lange raus, ja?
    
    Ich muss ihn wohl ganz komisch angesehen haben, zuckte mit den Schultern.
    
    Wolltest du mich denn nicht als Aktmodell? Mich zeichnen, malen, oder was?
    
    Ja schon, klar
    
    Na dann siehst du mich ...