Es lebe die Pharmaforschung
Datum: 09.12.2019,
Kategorien:
Sonstige,
Autor: El Kapitan
"Du hast was? Bist Du bescheuert?"
Meine fassungslose Wut scheint Bibi nicht aus dem Konzept zu bringen. Nur ein Achselzucken und ein Grinsen, als sie mir antwortet: "Ach komm schon, schaut Euch doch mal an - eine Studenten-WG mit acht schnuckeligen Jungs und Mädels und sieben davon verbringen ihr Leben hinter ihrer verschlossenen Zimmertür. Da muss doch mal jemand nachhelfen und Euch Schnarchnasen zeigen, dass es noch mehr im Leben gibt als Bücher und Computerbildschirme."
"Aber... Ich glaub's einfach nicht. Du kannst doch nicht einfach ein experimentelles Medikament von der Uni mitgehen lassen und uns heimlich in die Getränke mischen..."
"Ach komm schon, Du tust ja grade so, als würde ich Euch vergiften. Das Zeug wird aktuell schon an Affen getestet und geht demnächst sowieso in den Feldversuch, das ist safe. Und falls Du Schiss hast, dass hier in zwei Minuten die Polizei vor der Türe steht, bloß keine Sorge: ich arbeite als Praktikantin in dem Forschungsprojekt mit und hab Zugriff auf die Versuchsdatenbank. Einfach ein paar Placebos mehr im Laborversuch und ein paar echte Pillen, die aus der Liste verschwinden, das fällt nie im Leben auf. Und Du solltest die Versuchsaffen in unserem Labor sehen - die haben die Zeit ihres Lebens, seit sie unsere Pillen kriegen" grinst Bibi.
"Ich fass es immer noch nicht - wir haben jetzt also so eine Art neues Viagra getrunken oder wie?"
"Wenn ich mir unsere Affen so anschaue, ist das glaube ich etwas mehr als Viagra. Wie ...
... war die offizielle Formulierung? Ich glaube so was wie "ein Medikament zur Steigerung der sexuellen Funktionen bei Mann und Frau". Und ich glaube, irgendwo bei den Nebenwirkungen stand auch was von "Steigerung des sexuellen Verlangens" - macht Sinn, so wie sich unsere Versuchstiere aufführen." Schon wieder dieses fette Grinsen. "Und mal ehrlich, schaut Euch doch an: ein Haufen heißer junger Leute in der Blüte ihrer Jahre, die ihre Tage in ihren Zimmern totsitzen; da muss doch mal jemand Schwung in die Bude bringen."
Auch wenn ich Birgit bei jedem Satz schütteln und anschreien möchte - mit dieser letzten Aussage hat sie natürlich nicht ganz unrecht, wenn ich mich so in der Runde umschaue, die um den großen Tisch im Wohnzimmer unserer WG sitz:
Da ist zunächst Michael, den alle nur Mitch nennen, neben mir der einzige Mann in der WG und ein echtes Phänomen: ein Sportstudent, der mit seinem durchtrainierten Körper und seinen halblangen blonden Haaren vermutlich nur mit dem Finger schnippen müsste, um 90% aller Mädels der Uni ins Bett zu bekommen, der aber außerhalb seiner Uni-Vorlesungen und seines Sporttrainings jede freie Minute mit Online-Computerspielen verbringt.
Dann sitzt dort Lini (eigentlich Caroline) unsere kleine, schlanke Musikstudentin. Ein wirklich süßes Mädel, mit ihren dunkelbraunen Augen und den dunkelbraunen Korkenzieherlocken um ihr schmales Gesicht mit der kleinen runden Brille. Das Haus verlässt sie eigentlich nur zu Vorlesungen oder zu Orchesterproben, ...