1. Unverhofft kommt oft


    Datum: 02.03.2019, Kategorien: Medien, Autor: Anonym

    ... mit der Bravo.
    
    Es war ja nicht so, dass ich unglaublich unattraktiv gewesen bin. Ich machte bei Frauen, soweit ich zumindestens meinen Freunden glauben sollte, einen ziemlich guten Eindruck. Meine Schüchternheit war aber bisher immer der größte Stolperstein gewesen.
    
    Die elfte Klasse näherte sich nun immer weiter ihrem Ende. Es war ein unglaublich heißer Sommer. Das sah man nicht nur an schweißtriefenden Lehrkörpern, sondern an den vielen Mädels in der Schule, die wohl allesamt die Meinung vertraten, man müsse so wenig wie möglich tragen, um der Hitze Einhalt zu gebieten. Für einen jungen Mann in meinem damaligen Alter war es folgerichtig schwierig, den Unterricht so gut wie möglich zu verfolgen. Aber irgendwie schaffte ich es. Ich erhielt am letzten Schultag mein Zeugnis, dass ich im guten Zweierbereich abgeschlossen habe und wurde in die großen Sommerferien entlassen. Leider gehörte ich nicht zu dem Glücklichen, welche mit ihren Eltern oder alleine mit Kumpels in irgendein fernes Land reisen und mich irgendwo am Strand und umgeben von Palmen braten lassen konnte, dafür reichte das Geldvolumen meiner Eltern und vor allem meins nicht aus. Alle meine Freunde fuhren irgendwo in den Urlaub und so stellte ich mich auf langweilige sechs Wochen ein. Bis das Telefon klingelte…
    
    Ich saß in meinem Zimmer vor dem Fernseher und sah mir eine mehr oder minder gelungene Dokumentation über historische Automobile an und war deswegen nicht im Stande, an das Telefon zu gehen. Doch ...
    ... schon nach wenigen Klingeln nahm meine Mutter ab. Ich konnte nicht verstehen, um was es bei dem Telefongespräch ging, war mir in dem Moment ohnehin egal, da es offensichtlich nicht für mich war. Nach etwa 10 Minuten klopfte es an meiner Tür. Ich rief „Herein!“ und meine Mutter erschien zwischen den Türangeln, mit dem Telefon in der rechten Hand, die Sprechmuschel abgedeckt.
    
    „Tante Gabi ist am Telefon! Ich soll dich fragen, ob du nicht Lust hättest, eine Woche zu ihr zu fahren. Oder hast du keine Lust?“ Tante Gabi, das war die eingeheiratete Frau meines Onkels mütterlichseits.
    
    Ich überlegte einen Moment, dann nickte ich meiner Mutter zu und meinte:
    
    „Ja, doch hätte schon Lust drauf. Ich sitz ja eh sonst nur die ganzen Ferien hier rum.“ So schnell meine Mutter kam, so schnell verschwand sie wieder und telefonierte weiterhin mit meiner Tante.
    
    Tante Gabi ist aus zweierlei Gründen meine Lieblingstante: erstens ist sie quasi meine einzige Tante, da meine anderen beiden Onkel bisher keine Frau geheiratet haben (bei einem Pfarrer und bei einem promovierten Physiker als Onkel auch nicht weiter verwunderlich). Zweitens sieht sie für meine Begriffe ungemein hübsch aus. Sie ist jetzt zwar auch schon um die 40 Jahre alt, sie sieht jedoch sehr jugendhaft aus, hat auch sehr wenige Falten. Aber gerade das fand ich damals und auch heute noch bei einer Frau anreizend. Mich hat der Satz „Frauen werden nicht älter, sondern besser“ anscheinend sehr geprägt. Meine Mutter kam wieder in mein ...
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