1. Die Augen der Medusa


    Datum: 21.02.2020, Kategorien: Sonstige, Autor: Aldebaran66

    ... überleben, es war die einzige Chance. Trotzdem konnte ich mich nicht dazu überwinden hineinzukriechen. Eine innere Warnung hielt mich zurück. Mehrere Meter trat ich zurück, soweit, dass ich es gerade noch sehen konnte, wenn ich das Feuerzeug entzündete. Hier setzte ich mich auf den Boden, zog die Beine an, legte meine Arme darum und stützte meinen Kopf auf den Knien ab. Es war eine unbewusste Schutzhaltung, ich machte mich klein wie möglich, gab wenige Angriffspunkte. Doch vor wem? Was war hier in der Höhle, wohin war Christian verschwunden, ein Rätsel ohne Lösung.
    
    Wilde Tiere konnten es nicht sein, in der Größe gab es keine in der Gegend und kleinere waren nicht in der Lage einem Menschen gefährlich zu werden, konnten ihn schon gar nicht in die Decke oder das Loch ziehen.
    
    Ich zerbrach mir den Kopf, kam zu keiner Lösung. Selbst wenn ich eine gehabt hätte, was hätte es ausgemacht. Waffen besaß ich keine, musste mich auf meinen Körper verlassen. Doch wie sollte das funktionieren, wenn ich in der Dunkelheit nichts sah. Ich war keine Fledermaus. Grübelnd saß ich dort und die Zeit verstrich ohne Lösung. Ich konnte mich einfach nicht dazu aufraffen, irgendwas zu tun. Am liebsten wäre ich für alle Ewigkeit dort sitzen geblieben. Irgendwann, nach einer gefühlten Ewigkeit, entschloss ich mich doch dazu den Weg in das Loch anzutreten, versuchte dazu das Feuerzeug anzuzünden, doch als ich an dem Rädchen drehte, sprang es aus seiner Verankerung, flog mir unter dem Daumen weg. ...
    ... Danach spürte ich die Federung, die sich in denselben bohrte. Der Feuerstein hatte sich selbstständig gemacht. Ein Euro Feuerzeug, wenn man es braucht, fällt es auseinander. Es war zum Heulen und genau das tat ich auch. Das ganze Pech, was uns und mich verfolgt hatte, brach jetzt über mir zusammen und ich konnte es einfach nicht mehr halten, alles war aussichtslos. Ohne Licht, ohne meine Augen, war ich verloren. Ich wusste gerade in etwa, wo sich das Loch befand, nicht mehr. Ich schrie kurz auf, heulte die Wände an, entließ damit meinen aufgestauten Frust, zugleich meine Angst vor dem allein sein. Zu zweit hätte man es vielleicht ausgehalten, doch allein war es die reinste Folter.
    
    Bevor ich den Weg antrat, wahrscheinlich meinen Letzten, ich ging davon aus, dass ich abstürzen würde, sammelte ich mich für einen Moment, holte tief Luft, versuchte meinen Herzschlag unter Kontrolle zu bekommen.
    
    Gerade als ich loskriechen wollte, hörte ich ein seltsames Geräusch. Ein leises Schaben und Knacken, als wenn etwas über nackten Stein rieb. Es war leise, wurde unwesentlich lauter und es war mir nicht möglich zu orten, woher es kam, konnte aus jeder Richtung kommen. Wie erstarrt blieb ich sitzen, versuchte mit weit aufgerissenen Augen die Dunkelheit zu durchbohren, was keinen Erfolg brachte. Ich musste mich auf meine ungeübten Ohren verlassen, was mich unsicher machte. Mehrmals drehte ich meinen Kopf, versuchte damit die Quelle der Töne zu orten, auch das brachte nichts.
    
    Also blieb ich ...
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