1. Die Augen der Medusa


    Datum: 21.02.2020, Kategorien: Sonstige, Autor: Aldebaran66

    ... ruhig sitzen, hielt den Atem möglichst lange an.
    
    Das Geräusch verstummte, nichts war mehr zu hören.
    
    Nach einer Minute hielt ich es nicht mehr aus.
    
    "Wer ist da?", rief ich und versuchte meine Stimme möglichst ruhig klingen zu lassen, um nicht verängstigt zu wirken, doch nur das unvollkommene Echo von den Felswänden drang zurück an meine Ohren. Totenstille umgab mich. An dieser Stelle glaubte ich mich verhört zu haben, dachte, dass ich verrückt war. Doch innerlich war ich mir sicher, dass ich nicht mehr alleine war. Es war dieses unbestimmte Gefühl, was in mir aufkeimte, als wenn ich fühlen konnte, angesehen zu werden.
    
    Ruckartig drehte ich mich um, dort war nichts, war nichts zu sehen.
    
    "Wenn jemand hier ist, bitte sagen sie was!", versuchte ich es ein zweites Mal, war mir dabei sicher, dass es nichts brachte, schreckte unheimlich stark zusammen, als ein leises Kichern an meine Ohren drang. Wie ein Stromstoß fuhr es mir durch den Körper, ließ meinen Herzschlag in ungeahnte Geschwindigkeit steigen.
    
    "Bitte!", rief ich lauter in die Höhle, mir war egal wer oder was es war, ich wollte eine Gewissheit nicht verrückt geworden zu sein.
    
    "Wen haben wir denn da!", drang es flüsternd an meine Ohren, ohne erkennen zu können, woher es kam. Trotzdem streckte ich blitzschnell meine Arme aus, führte sie im Kreis um mich herum, hoffte damit den Eigentümer der Stimme packen zu können. Es blieb bei dem Versuch, mehr als Luft bekam ich nicht zwischen die Finger. Stattdessen ...
    ... hörte ich erneut das Kichern.
    
    "Na na na, wer wird denn gleich panisch werden. Du tust dir nur selber weh!"
    
    Damit war mir klar, dass die Besitzerin der Stimme, sie war weiblich, mich auf irgendeine Weise sehen konnte. Ein ungutes Gefühl der Hilflosigkeit machte sich in mir breit, ich hatte keine Chance gegen sie. Daher ließ ich resigniert die Arme sinken, saß ohne Bewegung da. "So ist es besser!", kam sofort die Antwort auf meine Geste.
    
    "Was verschafft mir die Ehre? Es sind schon so lange keine Besucher mehr bei mir gewesen, dass ich fast die guten Sitten vergessen habe. Du kannst mich Ara nennen, und mit wem habe ich das Vergnügen?"
    
    Langsam glaubte, dass ich wirklich durchzudrehen würde. Es konnte einfach nicht sein, was sich gerade abspielte. Ich hockte in einer undurchdringlichen Dunkelheit und eine Stimme stellte sich mir vor. Es konnte gut sein, dass mein Gehirn sie vor Angst selber produzierte. Eine grausame Vorstellung.
    
    Ohne auf die Frage zu antworten, polterte ich los, wollte die Stimme loswerden.
    
    "Wo sind meine Freunde, wer bist du und was hast du vor?"
    
    "Sehr viele Fragen auf einmal und wenig freundlich von dir, dich mir nicht vorzustellen. Wir können es auch anders machen. Ich lasse dich hier alleine auf alle Ewigkeit und wirst verdursten. Kein schöner tot, kannst du mir glauben. Du wärst nicht der Erste, dem dieses Schicksal widerfährt. Also zum zweiten Mal, wie heißt du?"
    
    Die Stimme war lauter geworden, klang härter und verärgert.
    
    Ich gab ...
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