1. Die Augen der Medusa


    Datum: 21.02.2020, Kategorien: Sonstige, Autor: Aldebaran66

    ... gedanklicher Sturm, der mich an den Rand des erträglichen brachte. Es kreiste in mir, ließ meinen Herzschlag anheben. Auch jetzt kam es mir noch surreal vor, einem skurrilen Film entsprungen. Vielleicht war ich bereits verrückt, lag angegurtet auf einer Trage in einem Sanatorium, wurde zwangsernährt, erkannte die tatsächliche Umgebung nicht mehr. Ein Unfall mit Kopfverletzung, irreparabler Schaden. Ich wäre in meiner Welt gefangen. Dabei fragte ich mich, wenn es meine war, warum baute ich mir keine Neue, bessere. Hell, mit haufenweise willigen Frauen, die nach meinem Schönheitsideal gebaut waren. Jeden Tag, jede Stunde eine neue Dame in leichter Bekleidung. In meiner Welt wäre ich ein Supermann, ein Gott, der alles machen konnte. Dem war nicht, ich konnte mich anstrengen, wie ich wollte, alles blieb beim Alten. Die Höhle veränderte sich nicht, die Situation ebenfalls nicht. Ich war hier und blieb dort. Es gab keine Flucht. Blieb mir eins übrig. Ich musste mich damit arrangieren, was ich vorfand. Im Prinzip ging es mir nicht schlecht. Mir war warm, ich hatte keinen Hunger, niemand hatte mir was angetan. Die Sache mit Peisinoe ließ ich außer Acht. Ich hatte ihr verziehen. In Erregung reagierten Menschen manchmal ähnlich seltsam. Ich musste nur drauf aufpassen, dass es kein zweites Mal passierte.
    
    Es war langweilig. Daher stellte ich mich vor den Wandteppich und sah mir die Abbildungen darauf länger an. Obwohl mit Tausenden Knoten geknüpft, waren sie deutlich zu erkennen, ...
    ... sahen ähnlich wie Fotos aus. Ging man näher an sie heran, lösten sie sich nicht in ihre Einzelteile auf, sondern zeigten mehr Details. Die Motive sagte mir nichts, wirkten auf mich jedoch wie echt, zeigten Szenen zumeist von zwei Menschen, die sich gerne hatten. Andere zeigten Bilder, in denen sich Tiere Menschen genähert hatten. Ach sie waren eindeutig genug, um zu erkennen, worum es ging. Ich war darüber erstaunt, über die Auswahl der Bilder die dort verewigt worden waren, erkannte jedoch keinen Zusammenhang.
    
    Den Teppich sich anzuschauen war kein tagesfüllendes Programm. Ein Fernseher oder Radio wäre mir lieber gewesen, es hätte mir die Zeit verkürzt. Also dachte ich über die Fragen nach, die mir nicht beantwortet worden waren. Auch das brachte mir nichts.
    
    Es blieb mir nichts anderes übrig als auszuruhen. Hierzu löschte ich alle Kerzen bis auf eine, stellte diese neben mich auf und legte mich hin. Zu meiner Überraschung schlief ich schnell ein, wachte irgendwann in vollkommener Dunkelheit auf. Sofort tastete ich nach der Kerze, fühlte unter meinen Fingern einen kurzen Stummel ohne Docht. Sie war erloschen und ich hatte vergessen, dass ich keine Möglichkeit hatte, eine andere anzuzünden.
    
    Leise fluchte ich über mich selber, hörte meine Stimme von den Wänden zurückschallen. "Es ist dumm, wenn man in der Dunkelheit nichts sehen kann!", wisperte eine leise Stimme in mein Ohr, die ich sofort erkannte.
    
    Ich machte nicht den Versuch die Finsternis zu durchdringen. Meine ...
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