1. Die Augen der Medusa


    Datum: 21.02.2020, Kategorien: Sonstige, Autor: Aldebaran66

    ... eingetreten. Daher beschleunigte sich mein Herzschlag nicht wesentlich, als ich meine Hand ausstreckte und nach den Beinen tastete.
    
    Ich zuckte zusammen, als meine Hand gegen eines stieß. Es war genauso hart wie der hintere Körperteil von Ara, fühlte sich wie eine warme Eisenstange an, als ich das Bein umfasste. Der einzige Unterschied war, dass ich einige, wenige, kurze, weiche Haare darauf spürte. Vorsichtig fuhr ich daran herunter, Ara half mir dabei und hob es an.
    
    Es war sozusagen der Unterschenkel, führte mich bis an die Stelle, an der normalerweise ein Fuß saß. Bei ihr waren es die beiden Klauen, die ich behutsam ertastete. Sie waren spitz und stachen mir in die Finger, als ich auf die Enden tippte.
    
    Als ich damit fertig war, strich ich nach oben, kam bis zur Kniekehle, überwand diese und rutschte bis an Aras Körper heran. Kurz bevor ich dort ankam, verdickte sich das Bein zu einer Art Gelenk, mit dem es an ihrem Körper befestigt war.
    
    Kurz dahinter waren ihre anderen zwei Beine aufgereiht.
    
    "Fühlt sich seltsam an!", gab ich ehrlich zu.
    
    "Hätte mich auch gewundert, wenn nicht. Gut, dass du anscheinend nicht lügst! Wieso fühlt es sich seltsam an?"
    
    "Die Haare sind ungewöhnlich auf Frauenbeinen!", meinte ich und hätte gewünscht, es nicht gesagt zu haben. Es war kein Kompliment.
    
    Ara schien es nicht zu stören, im Gegenteil. Sie lachte kurz auf.
    
    "Es hat Vorteile sie zu haben. Oder glaubst du wirklich, dass ich in der Dunkelheit was sehen kann? Nein, ...
    ... kann ich nicht. Sie sind empfindlich genug, um jede Schwingung in der Luft wahrnehmen zu können. Man könnte auch sagen, dass ich mit meinen Beinen sehen kann, auch wenn es seltsam klingt. Ich brauche meine Augen eigentlich nicht, allerdings liebe ich Farben, die kann ich nicht mit meinen Beinen erkennen. Du wirst es an dem Teppich gesehen haben, den ich geknüpft habe. Eines meiner schönsten Stücke, ich hoffe es gefällt dir?"
    
    "Er ist wunderbar, muss lange gedauert haben ihn zu machen!"
    
    "Zeit spielt hier keine Rolle. Ich lebe seit einer Ewigkeit, ein Vorteil, wenn man verwandelt wird! Auch wenn ich es lieber gehabt hätte, in meinem vorigen Körper geblieben zu sein. Aber man kann nicht alles habe. Ohne Athene wäre ich längst zu Staub zerfallen. Ich glaube, sie weiß gar nicht mehr, dass es mich gibt! Sie hockt auf dem Olymp und kümmert sich nur um sich selber. Menschen, diese elenden Sterblichen, interessieren sie nicht. Ein seltsamer Haufen dort oben!" Ich hielt mich aus dieser Betrachtung heraus, hatte keine Ahnung davon, wunderte mich jedoch, dass Ara sie für lebende Wesen hielt. Auf der anderen Seite war sie real, passte nicht in meine Welt, meine Denkweise. Ergo konnte es möglich sein.
    
    Während dieser Überlegung strichen meine Hände unbewusst über Aras Körper, glitten über ihren glatten Rücken, kamen bis zur Schulter hoch. Hier blieben sie für einen Moment liegen. "Ara, warum bin ich hier?", flüsterte ich in ihre Richtung, obwohl ich es hätte lauter sagen können. Die ...
«12...484950...96»