1. Wenn die Nachtigall erwacht 12


    Datum: 05.03.2019, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie, Autor: by_Faith_

    ... der die Stimme kam, und sah die Königin. Die Wassertropfen schimmerten wie Edelsteine auf ihrer schwarzen Haut. Neben ihrem Kopf schienen Elfen zu schweben, eine blaue und eine in Orange. Die blauen Augen der Königin sahen ihn direkt an, und er begann wieder zu zittern.
    
    »Also Sam, wie hast du mich gefunden?«
    
    »Ich wusste es einfach. Wir warten seit Wochen, aber du kommst nicht mehr, seit sie den Dom ausgeschaltet haben.«
    
    »Ich war schon so lange nicht mehr bei euch, weil ...«, sagte Miriam und atmete tief durch, »ich musste mich um andere Dinge kümmern.«
    
    Sam hörte ihr nicht zu. Er rannte in ihre Richtung, sprang kopfüber ins Wasser und schwamm auf sie zu. Sie kam ihm mit einem kräftigen Flossenschlag entgegen und umarmte ihn - Seine Kleidung zog ihn nach unten, aber Sam lächelte.
    
    »Wir müssen aus dem Wasser«, sagte Miriam. Ihre Schwanzflosse hatte genug Kraft, um Sam über Wasser halten zu könnte, aber das Wasser war auf Dauer zu kalt für ihn.
    
    »Ja«, sagte er, machte aber keine Anstalten, aus dem Wasser gehen zu wollen. Er legte seinen Kopf auf ihre Schulter und flüsterte: »Die Königin.«
    
    Sams Ergriffenheit beeindruckte Miriam. Sie gab sich der Umarmung hin, nach der er sich so sehnte.
    
    ‚Er braucht mich, so wie alle dunklen Kreaturen, denn hinter jeder von ihnen steckt ein Mensch. Ein Mensch, der Dinge sah, die Menschen normal nicht sehen können', dachte Miriam.
    
    »Weißt du noch ...«, setzte Sam an.
    
    »... ja«, sagte Miriam, »ich habe dich nach deinem ...
    ... Namen gefragt und du hast ihn mir gesagt.«
    
    Sam nickte mit zitternden Lippen.
    
    »Du musst aus dem Wasser raus und dir etwas Trockenes anziehen«, sagte Miriam mit Nachdruck.
    
    »Nein, das macht mir nichts. In der Grundausbildung haben sie uns tagelang durchs Wasser gescheucht und in nassen Klamotten ins Unterholz gejagt, ich komme damit klar.«
    
    »Du frierst!«
    
    »Möchtest du etwas zu essen?«, fragte Sam zitternd und erntete einen überraschten Blick. Er zeigte zum Festland: »Mein Auto steht dort hinten. Ich habe Essen dabei und warme Decken.«
    
    Miriams Antwort war ein kräftiger Flossenschlag, mit dem sie sich und Sam ins flache Ufer treiben ließ.
    
    »Du kannst dir nicht vorstellen, welchen Hunger ich habe«, sagte Miriam und Sam nickte verständig. Er rannte zu seinem Auto und lachte über die Einfachheit ihres Wunsches: Essen! Sam empfand Glück, etwas für die Königin tun zu können - etwas so Wichtiges, das so einfach zu erfüllen war. Als er mit einem großen Pappeimer voll gebratener Hähnchenflügel und einer Wolldecke zurückkam, sah er eine nackte Frau am Strand sitzen. Ihre helle Haut hob sich deutlich von der dunklen See ab.
    
    Sie strich sich das Wasser von den Beinen und erkundete die Waden und Fußgelenke, als wolle sie sicherstellen, dass alles wieder so war, wie es für einen Menschen sein sollte. Die beiden Blüten krallten sich in ihren nassen Haaren fest und erstrahlten hinter ihren Ohren, wie zwei handtellergroße Antennen. Die Königin wirkte in Sams Augen auf einmal ...
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