Alisha - Schatten/Narben
Datum: 12.03.2020,
Kategorien:
BDSM
Autor: byAstrum Argenteum
... Minderwertigkeitskomplexe ausleben konnte. Wenn er sie misshandelte, war das nie seine Schuld, immer war es die Gesellschaft, die Haft, die Verhältnisse, das Geld, seine Kollegen, der Alkohol, die Drogen und so weiter. Oder eben ihre Schuld. Warum war sie schwanger geworden und hatte seinen Lebenstraum ruiniert? Warum hatte sie nicht besser aufgepasst?
Und er wusste natürlich ganz genau, dass er ohne sie keinen Fuß mehr auf den Boden bekommen konnte. Er war komplett unfähig, ein selbstständiges Leben zu führen. Er war abhängig von seiner Frau, was schon schlimm genug war, aber dann hatte sie ihm noch einen Balg angehängt. Kastrationsangst, ganz klassisch. Und so blieben sie zusammen, wie ein lebender Alptraum.
Als ich älter wurde und verstand, was um mich herum passierte, was er meiner Mutter antat, war das für mich das Schlimmste, dass sie es akzeptierte. Dass sie es ertrug und erduldete. Dafür begann ich sie zu verachten. Meinen Vater hasste ich, seit frühester Kindheit, aber sie verachtete ich. Und das war viel schlimmer. Denn natürlich war sie ein Opfer extremer Gewalt, das verstehe ich heute. Aber damals war es für mich indiskutabel. Ich wollte kein Opfer sein, niemals. Und so verhielt ich mich halt auch. Die Geschichten kennst du ja. Gewalt hatte ich zuhause gelernt, vom Besten sozusagen. Und ich ließ es die Welt wissen, was ich von ihr hielt."
Ich starrte betreten auf den Boden, was sie erzählte, schockierte mich. Ich hatte selbst auch keine besonders ...
... glückliche Kindheit, aus anderen Gründen, aber niemals war mir Gewalt begegnet. Wie behütet mein Leben verlaufen war! Und wie schrecklich ihres. Die Frage drängte aus mir heraus, ätzend, wie Magensäure die nach oben steigt.
„Hat er dich auch misshandelt? Vergewaltigt?"
Meine Stimme war brüchig, belegt, die Worte kamen mir albern vor, unangemessen. Aber die Frage war nun draußen, stand im Raum.
Alisha ließ ein lautes, zynisches Lachen erklingen und spuckte vom Balkon hinunter auf die Straße.
„Nein. Er hat mich nicht vergewaltigt. Ganz so degeneriert war er nicht. Er hatte ja seine Frau, um sich abzureagieren. Ich war nur lästig, Ballast, Dreck. Und so hat er mich auch behandelt. Meine Mutter sagt, dass es Momente gab, in denen er lieb zu mir sein konnte, als ich sehr klein war. Aber erinnern daran kann ich mich nicht. Vielleicht hat sie sich das auch eingeredet. Solange ich mich erinnern kann, hat mein Vater mir gezeigt, wie sehr er mich verachtet, wie sehr er mir für sein erbärmliches Leben die Schuld gibt."
„Und hat er dich auch geschlagen?"
„Als ich klein war, nicht. Es ging erst los, als ich ein Teenager wurde, so mit 12 etwa. Ich war sehr früh sehr widerspenstig. Wahrscheinlich hatte ich das von ihm. Würde passen. Aber das hat natürlich genau seine Ängste verstärkt. Noch eine Frau, die ihm Widerworte gibt, die ihn einschränkt, die ihm sein Leben zur Hölle machen möchte. Er hat mich ein paar Mal geschlagen und geprügelt, bis meine Mutter eingeschritten ist. Im ...