Kamasutra-Trockenübungen
Datum: 03.07.2020,
Kategorien:
1 auf 1,
Autor: Dingo666
... Mensa.
Sie hockte hier herum und kam praktisch nicht raus. Wie Jan, der einen Informatik-Master machte, und wie Rosie und Mäck, die beiden anderen Mitbewohner ihrer Vierer-WG. Okay, sie hatten zusammen ein schnuckliges, kleines Häuschen mit Garten, echt süß. Aber dennoch: Man fühlte sich wie in Alcatraz, auf allen Seiten von Mauern und Stacheldrahtzäunen umgeben.
Eingesperrt.
Kacke, alles. Missmutig ging sie wieder zurück. Erst mal duschen. Dann weitersehen.
"... echt unfair!", hörte sie Jan. Seine Stimme transportierte jetzt deutlich mehr Emotionen. Verbitterung, vor allem. Sie blieb unwillkürlich stehen und lauschte.
"Nein, verdammt noch mal. Das ist mir nicht das Wichtigste. Aber... was? Nein. Jetzt hör doch... Elli! Hör mir zu, ich... WAS? NEIN!"
Sie sollte weitergehen, sagte sie sich. Vorbei schleichen, die Tür ihres Zimmers schließen und nichts mehr hören. Doch sie blieb stehen wie angewurzelt.
"Jetzt reicht es wirklich. Ja -- mir reicht es. So? Wirklich? Interessant. Aber das ist nicht mein Problem, ich..."
Er brach ab und lauschte einer längeren Tirade. Sie konnte das Quäken des Telefons hören. Selbst auf diese Entfernung vernahm sie die Wut auf der anderen Seite.
"Schön", knurrte Jan. "Wie du willst. Kein Problem. Dann eben... Hm? Oh nein, das werde ich nicht tun. Ich werde..."
Weiteres Quäken, noch hitziger.
"OKAY! FUCK OFF, ELLI. LASS MICH IN RUHE. JA, DU MICH AUCH. UND ZUM TAUSENDSTEN MAL: NUMMER SECHSUNDZWANZIG IST DIE SPHINX, ...
... NICHT DIE TARANTEL!!!"
Ein Fauchen. Ein Krachen, wie von einem Telefon, das mit voller Kraft an eine Wand geschmettert wurde. Bevor sie sich rühren konnte, wurde die Tür aufgerissen und Jan stürmte heraus. Seine Miene kündete von Mord und Zerstörung. Er sah sie, riss die Augen auf, und stoppte, kurz bevor er sie über den Haufen rannte.
"Äh, sorry...", brachte sie heraus und wich zwei Schritte zurück.
"Was?", knurrte er, die Augen zu Schlitzen geformt.
"Nichts. Gar nichts." Sie bemühte ein Lächeln. So geladen hatte sie ihren WG-Partner noch nie erlebt. Da konnte man ja Angst bekommen.
"Hast du gelauscht?"
"Nein, gar nicht!" Sie übertünchte ihr schlechtes Gewissen mit einem extra empörten Tonfall. "Ich wollte von der Küche in mein Zimmer gehen, falls das erlaubt ist. Aber wenn du hier so rumschreist, brauchst du dich auch nicht zu wundern."
Jan starrte sie an. Dann seufzte er und ließ die Schultern sacken.
"Tschuldigung", murmelte er und fuhr sich mit einer Hand über die Stirn. Er trug Radlerklamotten, eine enge Hose und ein Funktionsshirt in Rot. Anscheinend hatte er auch schon Sport getrieben.
"Probleme in der Liebe?" Sie biss sich auf die Lippen. Sie sollte nicht so neugierig sein. Doch sie schaffte es einfach nie, ihre Klappe zu halten.
"Wie man´s nimmt." Er lachte bitter. "Jetzt wohl nicht mehr. Das hast du live mitbekommen, oder?"
Cindy wagte ein zaghaftes Nicken. "Äh -- was ist die Sphinx? Und die Tarantel?", kam ihr über die Lippen, bevor ...