Kamasutra-Trockenübungen
Datum: 03.07.2020,
Kategorien:
1 auf 1,
Autor: Dingo666
... sie sich bremsen konnte.
"Also doch gelauscht!", versetzte Jan von oben herab. "Das ist nichts für kleine Mädchen."
"Fein." Sie nahm den Kopf hoch und marschierte an ihm vorbei. Dieser Idiot! Nur weil er zwei Jahre älter war und schon im Master, da brauchte er sich doch nicht so aufführen, als...
"Warte mal." Er hielt sie an der Schulter fest und seufzte. "Tut mir leid, Cindy. Ich bin ein wenig durch den Wind. Wärst du auch, wenn dein Macker gerade mit dir Schluss gemacht hätte."
"Schon gut." Sie drehte sich um und nickte. "Ich lasse dich in Ruhe." Das war ihm sowieso das liebste, das wusste sie aus dem gemeinsamen Wohnjahr bisher.
Er zögerte eine Sekunde.
"Sphinx und Tarantel, das sind Kamasutra-Stellungen", sagte er dann leise.
"Kamasutra?" Sie blinzelte, perplex.
"Ja. Diese indische Tradition, die..."
"Ich weiß, was das Kamasutra ist", unterbrach sie ihn. "Ich, äh, bin nur überrascht, dass du dich für sowas interessierst. Du sagst doch immer, mit diesem ganzen Esoterik-Quatsch willst du nichts zu tun haben. Dass nur Daten und Fakten zählen und so."
"Das ist ja auch keine Esoterik. Es sind nur Liebespositionen", verteidigte er sich. "Sex-Gymnastik, wenn man so will."
"Aha. Trotzdem wundert mich das ein wenig. Das hätte ich dir gar nicht zugetraut." Sie stemmte die Hände in die Hüften, wider Erwarten fasziniert von dem, was ihr Kumpel da sagte. Außerdem war das viel interessanter, als sich mit der Geschichte der Soziologie zu ...
... befassen.
"Da hast du sogar recht." Er lachte, wieder mit diesem bitteren Unterton. "Ich habe es nur Elli zuliebe gemacht. Sie hat sich beklagt, dass ihr immer nur Missionar zu langweilig wäre. Also habe ich recherchiert und mir die hundert Kamasutra-Stellungen eingeprägt. Aber dann war es Elli zu stressig, die nur mal auszuprobieren. Frauen, phh!"
"Hm, verstehe." Sie musterte ihn besorgt. Ein As, wenn es um Technik oder etwas Digitales ging. Aber aufgeschmissen, sobald Menschen und Emotionen ins Spiel kamen. Ein Hauch Autismus umwehte ihn, oder zumindest eine Art Inselbegabung. Er verdiente schon als Student ein paar tausend Euro jeden Monat, indem er nebenher programmierte. Doch Elli war seine erste richtige Freundin gewesen, soweit sie das wusste. Mit dreiundzwanzig!
Ja, sie sah es bildlich vor sich. Elli machte eine nörgelige Bemerkung im Bett. Nicht weiter wichtig eigentlich, doch Jan nahm das ernst. Weil er alles ernstnahm. Er beschäftigte sich damit, entwickelte eine Strategie, ach was, ein Gesamtkunstwerk, und lernte sämtliche dieser Kamasutra-Stellungen auswendig, mitsamt der Entstehungsgeschichte und so. Er dachte ernsthaft, so könne er seiner Freundin das geben, was sie brauchte. Männer, phh!
Sie musterte ihn. Er starrte vor sich hin und sah richtig verhärmt aus. Mitgefühl überkam sie. Vielleicht konnte sie ihn ein wenig ablenken von seinem Kummer? Etwas aufheitern, indem sie seine neu erworbenen Kenntnisse wertschätzte? Und dabei konnte sie eventuell einen Blick ...