1. Ganz ohne


    Datum: 07.07.2020, Kategorien: Sonstige, Autor: Linette

    ... und ich verdiente mein eigenes Geld. Allerdings musste ich umziehen etwa dreihundert Kilometer von zu Hause weg. Mein gewohntes Umfeld und mein Freundeskreis waren mir abhandengekommen. Das bedeutet zunächst mal sexuellen Notstand, so wie es wohl dem werdenden Vater ergangen war bei meinem ersten Vorstellungsgespräch.
    
    Ja, es ist so, ein bisschen Spaß muss sein, ein bisschen Sex muss sein. Letzteres darf auch gern ein wenig mehr sein als nur ein bisschen. Städtische Badeanstalten sind nicht so geeignet, um entsprechende Kontakte herzustellen. Dort sind viele Familien, und alles geht sehr gesittet zu. Mir fehlte mein Badesee. Irgendwann erfuhr ich dann von einem Baggersee, wo es sogar eine Ecke mit Liegewiese für Nacktbader gab. Aber im Frühjahr, im Herbst und schon gar nicht im Winter macht es Spaß, nackt umherzulaufen.
    
    Es war Herbst, als ich umgezogen war. Irgendwie musste ich mich jetzt selbst mal ein bisschen motivieren, wie ich denn Aufregung in mein Leben und zwischen meine Beine bringen könnte. Ohne BH lief ich ja nun ohnehin ständig herum. Und die Wirkung auf Männer ließ auch nicht zu wünschen übrig. Daran hatte sich also nichts geändert. Aber irgendwie fehlte noch dieses Prickeln, wie ich es am Strand oder am See verspürte, wenn ich mich selbst ganz und gar zur Fleischbeschau freigab.
    
    Ich trage Röcke lieber als Hosen. Schwingende Röcke, kurze Röcke, Hauptsache meine langen Beine kommen gut zur Geltung, und die Männer haben was zu glotzen. Irgendwie ist es auch ...
    ... ein Gefühl von Freiheit, von frei sein, wenn nichts die Beine einengt. Und Schuhe mit hohen Absätzen erzeugen auch mehr Wirkung mit Rock als in einer langen Hose. Einzige Ausnahme bilden Hot Pants.
    
    Und die Wirkung auf mich selbst? Das war die Idee. Wenn ich schon ohne BH rumlaufe, und wenn ich mich am Strand nackt präsentiere, dann ist es doch nur logisch, "ganz ohne" zu gehen. Ich lasse einfach auch den Slip unterm Rock weg, und schon habe ich für mich selbst das Gefühl, nackt zu sein.
    
    "Lasset Taten folgen", hat mal ein alter römischer Herrscher gesagt. Künftig lief ich also nicht nur unter der Bluse sondern auch unterm Rock "blank" rum. Ich kann nicht genau erklären wieso, aber ich wurde tatsächlich irgendwie euphorisch. Dieses Gefühl nicht richtig angezogen zu sein, zumindest nicht ganz richtig und schon gar nicht korrekt, verursachte Frühlingsgefühle in mir.
    
    An einem Sonnabend ging ich bummeln in der Stadt. Es war, wie gesagt, Herbst. Herbstwinde können bekanntlich auch etwas stürmischer sein, selbst wenn es immer noch laue Temperaturen sind. Mein schwingendes Röckchen wurde immer mal wieder in die Luft gepustet. Die Blicke, der mir entgegenkommenden Männer, waren eindeutig und die der Frauen auch, wenn sie mich angifteten. Die Blicke der Männer hinter mir konnte ich natürlich nicht sehen. Schade!
    
    Ich ging in ein Kaufhaus und fuhr mit der Rolltreppe ins nächste, höhere Stockwerk. Drei Stufen hinter und damit unter mir stand ein älterer Herr. Er hatte bestimmt ...
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