Die Lebensschule (1)
Datum: 25.10.2020,
Kategorien:
Schamsituation
Autor: Anonym
Der Abend vor meinem Eintritt in diese neue Schule wird mir für immer unvergessen bleiben, obwohl ich an diesem Abend noch nichts von dem ahnen konnte, was mir da wirklich bevorstand. Meine Eltern hatten mich wieder einmal aus dem Wohnzimmer hinausgeschickt und ich lauschte mit gemischten Gefühlen an der Tür. Sie waren an diesem Abend heftig am Streiten. Soweit ich das alles mitbekommen hatte, war meine Mutter vehement gegen meinen Eintritt in diese Schule, aber mein Vater war sehr dafür und versuchte, sie davon zu überzeugen. Was ich noch mitbekam:
„Das kannst du doch dem Jungen nicht antun, Fred, das ist doch nun wirklich gegen alle üblichen Wertkonventionen. Ich habe mich ja nicht einmal getraut, ihm die Bilder aus dem Prospekt zu zeigen, den sie uns da geschickt haben, nein, so etwas geht ja überhaupt nicht!“
Mein Vater hielt dagegen: „Doch, Jutta, es muss sein. Der Junge ist doch dabei, ein totaler Loser zu werden. Er hängt dir nur immer am Rockzipfel herum, kann keine eigenen Entscheidungen fällen und hat noch nie eine Freundin mit nach Haus gebracht. Dabei hat er seit einem Monat sein Abitur in der Tasche. Weißt du, wie ihn seine wenigen „Freunde“ nennen? Sie nennen ihn „Jungfer M.“ und „Muschiflüchter“ und „Schwulmatze“ und Schlimmeres. Dabei ist er gar nicht schwul. Kein bisschen. Ich habe ihn gefragt. Nein, mit Jungens oder Männern hat er auch nichts im Sinn. Er will nur einfach für immer Kind bleiben und für nichts im Leben die alleine Verantwortung ...
... übernehmen. Das geht so nicht weiter. Auf gar keinen Fall! Es soll ihm nicht so ergehen, wie es mir mit dir, oder, wenn du es so willst, wie es dir mit mir gegangen ist. Erinnerst du dich noch? Die besten und schönsten Jahre unseres Lebens haben wir uns damit verdorben, weil du alle Männer, mich natürlich eingeschlossen, für so eine Art wildes Ungeheuer gehalten hast. Und was warst du für eine wunderschöne Frau! Du warst die schönste junge Frau, die mir je begegnet war und ich hatte mich sofort in dich verknallt. Aber du hattest Angst vor Männern, Angst vor Berührungen und eine Heidenangst vor Sex. Wenn ich dir damals vor 19 Jahren nicht den Obstler in deinen wasserverdünnten Wein gemischt hätte, dann gäbe es unseren Matthias auch nicht und du wärest immer noch eine unterkühlte ängstliche Jungfer. Ich will auch nicht, dass du versuchst, die Tochter von diesem Immobilienmakler, diese dicke Karin, mit ihm zwangsweise zu verkuppeln. Diese dämliche Mobabe finde ich nämlich absolut doof und absolut versaut. Die vögelt doch mit jedem Remisenkater herum, der ihr über den Weg läuft. Damit würdest du unserem Jungen das Leben total versauen. Nur, weil du durch eine erzwungene Geschäftsheirat doch noch nach 12 Jahren zur Frau geworden bist, kannst du das unserem Matthias noch lange nicht antun…“
In diesem Moment ging die Türklinke nach unten und ich musste in mein Zimmer flüchten. Heute weiß ich aber, dass dieser und der folgende Tag mein Schicksalstag werden sollten.
Ja, das was mein ...