Die Lebensschule (1)
Datum: 25.10.2020,
Kategorien:
Schamsituation
Autor: Anonym
... Matthias? Willkommen bei uns, Matthias. Ich weiß, die ersten Stunden bei uns werden sehr ungewohnt und vielleicht auch sehr schwer für dich sein, Matthias. Du darfst dich wundern, du sollt genau hinsehen und du darfst auch Wünsche äußern, Matthias. Aber wir bitten dich, alle deine Vorurteile zu vergessen und alles, was dir hier innerhalb der nächsten 6 Stunden begegnen wird, nie als Zwang, sondern immer nur als freundliches Angebot zu betrachten, Wenn du irgendwann einmal das Gefühl hast, dass man dich bedrängt oder deine Gefühle verletzt, dann bringe es sofort zum Ausdruck, ganz egal, wie. Und alle unsere Mitarbeiter werden sofort deinen Willen respektieren. Ich werde dir als erstes deine zukünftige Klassenleiterin, Frau Monika Mellin, vorstellen. Gleich kommt sie.“
Damit führt er mich in ein großes Zimmer mit Schreibtisch, Ohrensessel und Besucherstuhl. Ich nehme darin Platz und warte. Hatte er „Monika“ gesagt? Ich bekomme schon wieder ein flaues Gefühl im Magen. Das Gefühl verstärkt sich noch ins unermessliche, als Frau Monika Mellin herein kommt.
Sie ist nackt. Nackt, bis auf ein Paar naturfarbene halbhohe Lederstiefel und einen ebensolchen dünnen Gürtel um ihre Hüften.
„Hallo, Matthias! Willkommen bei uns!“
Es scheint ihr nicht das Geringste auszumachen, dass sie mir ganz nackt, mit diesem schmalen notdürftigen Lederzeugs gegenübertritt.
Sie lächelt freundlich und geschäftig und setzt sich in den großen Ohrensessel. Bevor ich dazu komme, sie mir richtig ...
... anzusehen, hat sie sich schon wieder erhoben und sich einen dünnen, grünen fast durchsichtigen Kittel übergeworfen. Der lässt fast alles offen, aber er kann als Alibi gelten. Ich muss da ja nicht hinsehen. Ich blicke der Dame nur noch in die Augen. Ich fange meinen Brechreiz notdürftig wieder auf und beruhige mich. Ich hatte ja ohnehin nichts Gutes hier erwartet. Nur eben das kleinere Übel. Es geht schon wieder. Ist das etwa „Das Leben“? Mein Gott! Wo bin ich?
„Oh, entschuldige, Matthias. Ich sehe schon,
du hast noch mit vielen alten Verletzungen und Vorurteilen und auch mit deiner Scham zu kämpfen. Ich weiß schon, das ist gar nicht so leicht abzulegen und niemand hier wird dich jemals zu irgendetwas zwingen, was dir Probleme bereitet. Nur um Eines Bitte ich dich: Sei du bitte auch tolerant und verständnisvoll mit den jungen Menschen hier, die alle einmal genauso wie du, zum ersten Mal im Leben richtig und wirklich angekommen sind. Menschen, die sich ihre Freiheit und ihr Selbstbewusstsein als Menschen hart erkämpft haben und jetzt nicht mehr davon lassen wollen. Niemand wird dich hier jemals belästigen oder dich dazu zwingen, etwas zu tun, was gegen deinen Willen und gegen deine innerste Überzeugung ist. Das verspreche ich dir. Gut, und jetzt werde ich dir dein Quartier zeigen, wo du dich wohnlich einrichten kannst. Möchtest du in einer gemischten Wohngruppe, mit Frauen und Männern, in einer reinen Männergruppe oder auch, was ich kaum glaube, als einziger Mann in einer ...