1. Dunkles Wasser


    Datum: 12.04.2019, Kategorien: Schwule Autor: byBartolomeu_Dias

    ... Sehnsucht erfaßte ihn.
    
    "Max, Max, Max!!", schrie es in seinem Kopf, und sein Körper verlangte nach den Händen, den Lippen, den Armen von Max.
    
    Mit erstaunlicher Geschwindigkeit schiebt sich ein riesiges graues Containerschiff die Elbe hinab. Ausgestorben wirkt es, wie von Geisterhand bewegt.
    
    Matti schaut es an, doch sieht es nicht. Sein von Tränen feuchtes Gesicht immer noch dem Wind zugewandt, beginnt er zu sprechen. Stockend, vorsichtig kommen seine Worte.
    
    "Max, lieber Max, bitte gib mir ein Zeichen. Oder ihr, ihr Götter, gebt ihr mir ein Zeichen, daß er mich so will, wie ich ihn! Ich will doch nur..., ich will doch..., diese Lippen, diese Augen, oh nein, nein!".
    
    Matti kann nicht weitersprechen, sein Hals krampft sich zusammen zu einem festen Kloß, und wieder laufen ihm die Tränen über das von Schmerz verzerrte Gesicht.
    
    Nach diesem verhängnisvollen ersten Kuss, trafen Max und Matti sich erneut bei Max in der Wohnung. Matti hatte kaum seine Tasche abgestellt, da begann Max bereits seine lange Rede, und Matti saß aufrecht und steif auf einem alten Bürostuhl, hörte zu, und ein Riß tat sich in ihm auf. Er schaute auf Max' schöne Lippen, lächelte, und die Worte taten ihr Werk.
    
    Max wolle keine Beziehung, und wenn, dann solle Matti ihm Zeit lassen. Aber er wollte frei sein, sich auf seine Arbeit konzentrieren, und sei es auch gar nicht wert. Und Beziehungen zerstören Freundschaften; das war das Argument.
    
    Der Riß, den Matti spürte, war folgender: Auf ...
    ... der einen Seite, daß, was sich als Realität darstellt, und dabei falsch anfühlt, und auf der anderen Seite, daß, was erfühlt wird, was aber nicht zur vermeintlichen Realität paßt.
    
    Matti war froh als sie das Thema wechselten; und bemerkte daß er zitterte.
    
    Später am Abend setzte sich Matti ganz dicht neben Max, und dieser legte einen Arm um seine Schultern, zog ihn an sich, und sagte:
    
    "Endlich! Da habe ich drauf gewartet! ".
    
    Und er küsste Matti.
    
    Ab da wußte Matti nicht mehr, was er fühlen sollte. Es war so schön, so wunderschön in den Armen von Max, daß er alles Gesagte vergaß, und sich den Küssen seines Freundes überließ.
    
    Es wurde spät, und sehr schön an diesem Abend, und Matti war glücklich als er nach Hause ging.
    
    Als er dann am nächsten Morgen aufstand, und sein verschlafenes Gesicht im Badezimmerspiegel sah, konnte er nur lachen und den Kopf schütteln.
    
    "Es scheint fast so, als würdest du diesen Typen lieben, diesen tollen wunderschönen Typen!", sagte er zu seinem Spiegelbild, und warf lachend den Kopf in den Nacken.
    
    Und dann fiel es ihm wieder ein, das, was Max gesagt hatte, und der Riß tauchte wieder auf. Ernst und prüfend schaute sich Matti in die blauen Augen:
    
    "Ach Quatsch! Er liebt mich auch! Das fühl ich doch, ich bin doch nicht blöd!", sagte er sich, versuchte ein Lächeln, und drehte dem Spiegel den Rücken zu.
    
    Es war Samstag, Matti brauchte nicht zu arbeiten, und vertrödelte den Tag zu Hause; unfähig etwas zu tun, saß er an seinem ...