1. Dunkles Wasser


    Datum: 12.04.2019, Kategorien: Schwule Autor: byBartolomeu_Dias

    ... Schreibtisch, oder lief durch die kleine Wohnung. Immer wieder tauchte dieses nagende Gefühl auf, die Unsicherheit, der Zweifel, bis er es nicht mehr aushielt, und raus mußte, raus aus der Wohnung, raus aus dem Gedankenkarussell.
    
    Lange Zeit schaute Matti regungslos auf das mittlerweile schwarze, unruhige Wasser des Flusses. Und genauso unruhig wie das Wasser, fließen auch seine Gedanken durcheinander. Wünsche tauchen auf; Bilder von Momenten mit Max; der Geschmack seiner Lippen; Worte und Schmerzen aus der so lange zurückliegenden letzten Beziehung.
    
    "Okay folks, back up a bit! Nichts geschieht hier ohne Grund, es gibt einen Plan, ein Ziel! Wo also liegt die Aufgabe?"
    
    Das laute, dröhnende Hupen eines weiteren ankommenden Containerschiffes reißt Matti kurz aus seinen Gedanken, und er wirft dem Schiff einen fast feindseligen Blick zu.
    
    "Also, wieweit verstehe ich das Alles bis jetzt? Ich sitz hier und heul, weil ich tot war, mein Gott war ich tot, und dann kam Max und gab mir das Leben zurück. Wow! Das ist heftig!"
    
    Fast lautlos schiebt sich das Schiff durch das Wasser, nur ein entferntes gleichmäßiges Dröhnen ist zu vernehmen.
    
    "Aber es stimmt doch! Er gab mir mein Herz zurück!"
    
    Nacht hat sich über den Fluß und Hafen gelegt. Matti schaut dem sich entfernenden Schiff nach, schaut auf die Wellen und auf die Steine zu seinen Füßen. Mit einem Zögern formt sich der nächste Satz, er traut sich kaum ihn auszusprechen.
    
    "Ich soll sein Herz ...
    ... berühren..."
    
    Und Matti weiß, daß dies die Antwort ist, er fühlt es im ganzen Körper, und seine Muskeln entspannen sich zum ersten Mal an diesem Tag.
    
    "Und wenn er das gar nicht will? Was dann?"
    
    Kurz fühlt er in sich hinein, ob es darauf eine Antwort gibt, aber alles bleibt still.
    
    "Oh Matti, Matti, was du dir immer für Gedanken machst! Es muß immer alles auf der sicheren Seite sein, nicht wahr? Also gut, ich werde ihm sagen, daß ich ihn liebe, egal ob ich dabei gegen Wände laufe oder nicht. Das ist die Aufgabe, und ich werde es tun, ich werde sein Herz berühren!"
    
    Mit einem Mal erscheint alles so einfach, so logisch, daß Matti sich wundert, warum er überhaupt gelitten hatte. Alle Spannung ist aus seinem Körper gewichen, und die Angst aus seinem Herzen. Matti setzt sich aufrecht hin, und atmet tief die frische, eisige Luft ein. Er zieht aus seiner Timbuktasche erst Taschentücher, um sich die verbliebenen Tränen fortzuwischen, und dann sein Mobiltelefon. Die Nummer von Max ist gespeichert, so ist er schnell mit ihm verbunden.
    
    "Ja?"
    
    "Hi! Hier bin ich, machst du gerade was Wichtiges, störe ich dich?"
    
    "Nein, ich lese."
    
    "Ähm, ich würde dir gerne etwas sagen, ginge es, daß ich kurz vorbeikomme?"
    
    "Ich muß nachher noch weg, und bis dahin wollte ich noch putzen, du weißt ja, wie es hier aussieht, und dann lese ich gerade."
    
    "Es ist aber wichtig, und dauert auch nicht lange".
    
    "Ich ruf dich übermorgen an, okay? Dann erzähl ich dir alles Weitere..."
    
    "Ja, hm, ...