Die Adjutantin 01
Datum: 01.04.2021,
Kategorien:
Schwule
Autor: byGesa
... nach einer Mandy suchten. Dann war sein direkter Ratschlag wie ein Schlag in den Bauch für mich:
„Martin, in der gegenwärtigen Lage kannst Du nicht das Risiko eingehen, nach Pilsen zu reisen. Die Suche am Ostbahnhof zeigt, dass die Überwacher über das beantragte Visum Bescheid wissen. Du musst solange Mandy bleiben, bis Gras über die Sache gewachsen ist. Natürlich ist auch das nicht ohne Risiko. Aber in diesem Monat über die Grenze zu gehen, würde garantiert alle Warnsignale aufheulen lassen und mit Sicherheit scheitern."
Auf was hatte ich mich da bloß eingelassen, um meiner Schwester zu helfen? Es war mehr als eine Leichtfertigkeit - es war purer Wahnsinn, aber das wurde mir erst jetzt klar. Wie hatte ich nur so naiv sein können und dieses Risiko derart zu unterschätzen?
„Martin, ich habe vielleicht eine alternative Idee für eine Grenzüberschreitung, nicht über die Tschechoslowakei - sondern über Russland/Finnland. Aber für diese muss ich sehen, ob Dir die Uniform von Mandy passt. Bring also die Uniform vom Wohnheim mit. Weiterhin ... aber das können wir dann sehen."
8.Oberstleutnant Meissner
Natürlich hatte der Offizier gewusst, dass es früher oder später Schwierigkeiten geben würde. Es ging nie so, wie man es sich erhoffte. Er war zunächst hochgestimmt gewesen, als er die Nachricht bekam, dass Mandy Sahn gesichtet und gestellt worden war. Dann erfuhr er jedoch, dass dieses nicht in der Nähe des Ost-Bahnhofes war, sondern in der Nähe der Charité. Sie wolle ...
... angeblich zu einem Vortrag gehen, der von Oberst Popow gehalten wurde. Auf der anderen Leitung bekam er die Bestätigung, dass es tatsächlich einen lange vorher angekündigten Vortrag für Pflegekräfte über das Spezialgebiet des Obersten gäbe. Konnte es sein, dass es gar keine Krise gegeben hatte? Fing er an, Gespenster zu sehen? Paranoia war die Berufskrankheit von Geheimdienstoffizieren.
Das brachte ihn in eine verzwickte Klemme. Seine Idee war es ursprünglich gewesen, Mandy Sahn als Kontaktperson beim Obersten zu platzieren. Durch die heutigen Vorfälle war er misstrauisch geworden -- und hatte dieses Ziel aus den Augen verloren. Wenn er jetzt den Kontakt von Mandy Sahn mit Popow durch ein Verhör verhinderte, dann würde der Oberst allemal gewarnt sein.
Wenn er jedoch das Verhör nicht sofort durchführte, dann würde die Spur kalt werden, wenn es eine Spur gab. Sein Bauchgefühl sagte ihm, dass die heutigen Vorgänge nicht normal gewesen waren. Wenn sie es allerdings doch gewesen waren, dann würde er eine Chance zur Bespitzelung von Popow vermasseln. Das Anhalten von Personen war nicht so ungewöhnlich, dass es Misstrauen schüren würde. Die vorherige Ansprache durch den FDJ war auch noch im Rahmen von üblichen Konflikten. Ein Verhör durch die Stasi war jedoch ein klares Anzeichen für ein größeres Problem, das den Oberst alarmieren würde.
Meissner entschied sich dafür, Mandy ohne Verhör laufen zu lassen. Er würde nur indirekt handeln. Popow mochte wie ein scheues Reh sein, ...