1. Die Adjutantin 01


    Datum: 01.04.2021, Kategorien: Schwule Autor: byGesa

    ... dem Weg gefragt?"
    
    In meiner Panik platzte ich mit dem ersten Besten heraus, was mir einfiel. Und das war einfach die Wahrheit, wenn auch durch eine halbe Lüge verbrämt. Ich konnte nur hoffen, dass er mich für Mandy hielt, wenn ich meinen Ausweis zeigte.
    
    „Hier mein Ausweis. Mandy Sahn. Ich möchte zum Vortrag von Herrn Dr. Oberst Popow. Er wollte mir nach dem Vortrag für Krankenschwestern Ratschläge für das Lazarett in Potsdam geben."
    
    Der Mann in Zivil stieg ins Auto und telefonierte, während der Vopo mich am Arm festhielt. Ich hörte nur ein „Ja, Herr Oberstleutnant, ich...". Dann war es nur noch ein Flüstern. Es dauerte einige Minuten.
    
    „Gut, Gefreite Sahn. Melden Sie sich morgen um 8:00 im Lazarett beim Oberstabsarzt Dr. Kastrop. Seien Sie pünktlich mit dem Besuch. Es geht um den Besuch Ihres Bruders."
    
    Ich wusste gar nicht, wie mir geschah. Der Dienstwagen fuhr wieder weg. Ich war davongekommen. Ich konnte es kaum glauben. Der Oberst musste mir helfen, falls er das konnte. Ich ging zum Seminar. Der Oberst war gerade bei der Begrüßung -- und noch vor dem Vortrag.
    
    Er sah mich -- und zog die buschigen Augenbrauen hoch. Ich hatte ihn bisher nur auf Fotos in zivil gesehen. Er war hier in Uniform, aber gut zu erkennen. Er kam so heran, als ob er mich gut kennen würde:
    
    „Hallo, Mandy. Schön, dass Du Dir meinen Vortrag anhörst. Nach dem Vortrag kannst Du mir ja erzählen, wie es Deiner Mutter geht, nicht wahr?"
    
    Er sah mich bedeutungsvoll an und ich begriff, ...
    ... dass ich vor dem Ende des Vortrages nicht mit ihm persönlich sprechen konnte. Ich setzte mich also hin und hörte ihm geduldig zu, wie er über Wundversorgung sprach. Zum Abschluss kamen noch ein paar Fragen von den Pflegekräften. Dann bat er mich in das angrenzende Büro, nachdem sich alle Zuhörenden entfernt hatten. Er machte sorgsam die Tür zu:
    
    „Du bist Martin, nicht wahr? Wenn Du hier bist, dann ist etwas schiefgelaufen. Wie geht es Mandy?"
    
    Er war sehr direkt. Sein Deutsch war gut, aber man hörte ihm den russischen Akzent an. Er war sehr ruhig, aber man hörte ihm die Sorge in der Stimme an.
    
    „Ich gehe davon aus, dass sie bereits im Flieger nach Frankfurt sitzt, Herr Oberst. Das ist nicht danebengegangen, denke ich. Sonst hätte Peter, ihr Verlobter, schon längst die roten Vorhänge in dem einen Zimmer im Axel-Springer-Haus als Warnsignal für mich zuziehen lassen. Das ist nicht passiert. Nein, etwas anderes ist passiert. Am Ostbahnhof hat man nach Mandy gesucht, das habe ich jedenfalls gehört. Ich kann also heute nicht mit der Bahn fahren. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Hier vor dem Seminar bin ich angehalten worden, weil ich suchend nach dem Weg gefragt habe. Aber man hat mich gehen lassen, nachdem ich erklärt habe, dass ich zu Ihrem Vortrag wolle."
    
    Er zog die Stirn kraus. Das gefiel ihm offensichtlich nicht. Er fragte mich haargenau nach jedem Wort aus, dass ich beim Anhalten von den beiden ‚Offiziellen' und was ich am Ostbahnhof von den Typen gehört hatte, die ...
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