Der Fernfahrer 10
Datum: 13.04.2019,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
Autor: bysirarchibald
... gegen Mittag mein Ziel. Es dauerte bis zum frühen Nachmittag bis mein Zug entladen war und da ich keine andere Ladung hatte, machte ich mich leer auf die Rückfahrt.
Wenn ich nachts nicht zu lange schlief, würde ich am späten Nachmittag wieder in Hamburg sein und zu Gudrun und den anderen gehen können. Von dort aus ein Anruf, daß ich es nicht mehr schaffte, sondern erst am nächsten Morgen zu Hause sein würde.
Glück hatte ich auch noch. Am Brenner war kein Stau. Die Abfertigung dauerte lediglich ein knappe Stunde. Gerade wollte ich losfahren, als es an der Fahrertür laut klopfte.
Ich ließ das Fenster 'runter.
"He, Kumpel, kannst du mich mitnehmen?"
"Was ist denn?" fragte ich, in meinem Gegenüber sofort einen Kollegen erkennend.
"Ich muß schnellstens nach Hamburg," antwortete der, "meine Mutter ist ganz plötzlich krank geworden.
Fernfahrer sind nun mal auf gegenseitige Hilfe angewiesen und jeder, der eine erbetene Hilfe verweigert, hat bald ausgespielt. Sowas spricht sich in unseren Kreisen schnell herum und derjenige, der ohne triftigen Grund erbetene Hilfe verweigert, ist für immer und ewig gebrandmarkt und aus der Gemeinschaft ausgeschlossen.
Schon von daher also mußte ich den Kollegen mitnehmen. Außerdem kam er mir aber aus noch einem anderen Grund sehr gelegen. Wir beide hatten es eilig, nach Hamburg zu kommen. Schließlich wollte, nein mußte ich Gudrun und die anderen auf das vorbereiten, was auf sie zukommen würde. Und das wollte ich tun ohne, daß ...
... Anke unnötig auf mich warten mußte. Deshalb mein:
"Okay, steig' ein." Und los ging's.
Bei relativ freier Autobahn und fliegendem Fahrerwechsel hatten wir die Strecke in knapp 11 Stunden geschafft. Der Kollege war's zufrieden und ich auch, hatte ich doch nun einen ganzen Tag gespart und konnte, wenn es sich gar nicht vermeiden ließ, ohne weiteres auch noch die Nacht anhängen.
Damit meine Kiste nicht auffiel, hatte ich sie auf Haralds Firmenhof geparkt. Der Platzmeister kannte mich schon und so hatte ich auch keine Schwierigkeiten Gudrun anzurufen und sie zu bitten, mich abzuholen.
Es dauerte dann vielleicht zwanzig Minuten, bis ihr weißer Porsche auf das Betriebsgelände fuhr und über den Hof geschossen kam. Gudrun stieg aus, umarmte mich unter den erstaunten Blicken des Platzmeisters, ja, sie küßte mich sogar.
"Schön, daß du mal wieder Zeit für uns hast," lächelte Gudrun mich an. Es war ein eigenartiges Lächeln, das ich nicht einzuordnen wußte. Vielleicht aber bildete ich mir das auch nur ein.
"Willst du fahren oder soll ich?" Gudrun wußte, wie scharf ich auf "Porschefahren" bin.
"Wenn du mich läßt?"
"Dich lasse ich immer, und nicht nur fahren," grinste Gudrun und erst da ging mir auf, wie doppeldeutig meine Frage gewesen war. Na ja, nach der langen Nacht war ich eben nicht mehr so ganz auf der Höhe.
Noch über dieses Wortspiel lachend ging Gudrun hinüber auf die Beifahrerseite. Ich folgte ihr rasch, öffnete die Tür und bot ihr die Hand, um ihr beim ...