Grober Sand 07
Datum: 08.04.2021,
Kategorien:
Nicht festgelegt,
Autor: byLoreleyColter
Ich warte darauf, dass Niedergeschlagenheit eintritt. Verzweiflung. Wenigstens ein bisschen Melancholie. Aber da ist nichts dergleichen. Nur Gewissheit. Sie wollen mich nicht zurück.
Mein Hauptfeldwebel sieht mich an und forscht in meinem Gesicht. Er mustert die Hämatome, und seine Augen verengen sich zu Schlitzen. Es ist der Ausdruck der Wut, den ich so gut von ihm kenne. Dann erdet er sich. Sein Blick nimmt diese Färbung an, das Ruhige und Kalte.
„Ich bin nicht hier, um dich mit nach Hause zu nehmen."
Das wusste ich schon, als er ohne meine Uniform durch die Tür kam. Aber es aus seinem Mund zu hören tut weh.
„Sobald du diese Zelle verlässt, werden sie dich festnehmen."
Ironie. Dennoch nicht überraschend. Ich habe es geahnt. Nicht wahrhaben wollen.
„Du weißt warum?"
Ich nicke nur. Ich hatte Zeit, so viel Zeit, mir darüber Gedanken zu machen, was passiert, wenn ich heimkomme. Ich bin das, was die Amerikaner disavowed nennen. Es gibt mich, aber ich darf nicht existieren. Sie haben mich ausgewählt, trainiert und losgeschickt. Aber nun, da ich meinen Auftrag ausgeführt habe, soll ich verschwinden. Die Öffentlichkeit darf nichts von mir erfahren.
Ein schiefes Grinsen tritt auf mein Gesicht. „Wo gehe ich jetzt hin? Guantanamo?"
Er stößt ein schnaubendes Lachen aus und sagt mir damit, dass ich recht habe, dass es wohl so laufen wird. Hochsicherheit, irgendwo, wo niemand Fragen stellt. Ich atme tief durch. Fahre mir über die Lippen, die sich zu einem ...
... düsteren Lächeln verzerrt haben. Ich spüre Risse, Schmirgelpapier. Eine Frage drängt sich auf: „Was tun Sie dann überhaupt hier?"
Er runzelt die Stirn. „Glaubst du, ich lasse dich einfach so über die Klinge springen?"
Ein kleiner Keim Hoffnung will sich regen, tief in mir, dann wird mir klar, dass er ein ebenso kleines Licht ist wie ich. Was will er schon ausrichten gegen den Staatsapparat, vertreten von ein paar hochrangigen Offizieren, die beschlossen haben, mich zu begraben. Er wird wahrscheinlich als Beigabe mit verscharrt.
Ich will diesen Gedanken in schonende Worte kleiden, doch mir fällt nichts ein. So zucke ich nur mit den Schultern und lege einen möglichst gleichgültigen Ausdruck auf . „Haben sie das mit den anderen Erlkönigen auch gemacht? Sie verhaftet?"
Sein Gesicht gefriert. „Das mussten sie nicht."
Es dauert einige Sekunden, in denen ich ihn dumm anglotze, bis die Bedeutung der Worte durchdringt. Tick, tick, tick ... Fuck. Denny und Tom. Die beiden sind vor mir aufgebrochen. Die Mission sollte jeweils nur zwei Monate dauern. „Sie sind nicht zurückgekommen."
Er schüttelt den Kopf.
Meine Erziehung sagt mir, dass ich jetzt Schock und Trauer fühlen sollte. Zwei Menschen, die ich kannte, sind tot. Aber alles, was ich empfinde, ist Ärger darüber, dass zwei gute Männer gefallen sind. Ich frage mich kurz, ob es daher rührt, dass sie „nur" Kameraden waren, oder daher, dass der Hauptfeldwebel sie als Instrumente für meine Ausbildung eingesetzt hat und ich ...