1. Grober Sand 07


    Datum: 08.04.2021, Kategorien: Nicht festgelegt, Autor: byLoreleyColter

    ... viel. Wie sich ein Mensch anfühlt. Zuneigung.
    
    Ich gebe dem Impuls nach und lasse mich gegen ihn sinken. Seine Wange schmiegt sich an meinen Kopf. Es ist fremdartig. Ich betrachte mich kurz von außen. Hm. Sieht nicht falsch aus. Also nehme ich es an.
    
    Er atmet tief ein. Und wieder aus. „Ich hab dich vermisst."
    
    Hmm. Ich dich auch. Ich sauge seinen Geruch in mich auf. Vertraut. Beruhigend.
    
    Ich bin schon dabei, mich in diesem Moment zu verlieren, da geht die Tür auf.
    
    Chuck kommt wieder, und er hat Bones mitgebracht. Als sich das Stahlschott hinter ihnen schließt, muss ich schlucken, um den Druck in den Ohren auszugleichen. Bones bleibt vor der Zelle stehen. Mustert meinen Hauptfeldwebel und fletscht die Zähne. „Der verlorene Sohn."
    
    Der Hauptfeldwebel lächelt kalt.
    
    Bones starrt ihn an. Sein Gesicht verrät unzählige Emotionen. Die vorherrschende ist Schadenfreude. „Es war eine verdammt dumme Idee, hier aufzutauchen." Ein boshaftes Grinsen. „Er wird dich in deine Einzelteile zerlegen."
    
    Mein Hauptfeldwebel zuckt nur mit den Schultern. Es ist kaum wahrnehmbar, aber ich glaube seine Finger drücken sich ein wenig fester in meine Schulter.
    
    Chuck sieht zwischen den beiden Männern hin und her. Er hat offensichtlich genauso wenig Ahnung, was hier vor sich geht, wie ich. Aber er fragt nicht.
    
    Ich habe nicht so viel Selbstbeherrschung. „Ihr kennt euch?"
    
    Mein Hauptfeldwebel lacht trocken. „Oh ja." Ich sehe zu ihm auf. und sein Blick wird dunkel. Er entfernt ...
    ... sich, erinnert sich. Dann, endlich, liefert er.
    
    „Vor acht Jahren wurde ich ausgewählt für eine Spezialeinheit. Es war der Vorläufer von dem, was du jetzt als Codename „Erlkönig" kennst. Es hat harmlos genug angefangen, als verschärfter Einzelkämpferlehrgang. Aber letztendlich mussten sie feststellen, dass unsere Ausbildung nicht weit genug ging. Also haben sie sich an die Amerikaner gewandt. Es war nur ein Gerücht, dass sie Leute hatten, die als Assassinen operieren sollten. Es stellte sich als wahr heraus."
    
    Ich versuche, mich nicht von dem Gedanken ablenken zu lassen, dass ich keine neue Kreation bin. Es gab schon andere vor mir, vor uns, die diese Arbeit erledigt haben. Ein-Mann-Kommandos. Ausgesandt, um gezielt zu töten.
    
    „Wir wurden trainiert, um unsichtbar und ohne Spuren präzise Schläge gegen den Feind zu führen. Aber sie hatten Skrupel. Wir wurden nie eingesetzt. Die Sicherheitslage war stabil genug, dass sie uns nicht unbedingt brauchten. Das hat sich in den letzten zwei Jahren geändert, mit den Politikern und Stammesführern, die jetzt das Sagen haben. Also haben sie eine neue Generation gezüchtet, wie dich. Männer, die sich in der Truppe noch keinen Namen gemacht haben und deren Verschwinden deswegen unauffällig wäre. Soldaten ohne familiäre Bindungen, ohne Verwandte und Freunde, die Fragen stellen würden."
    
    Das ist ein ... schmerzhaftes Resümee, das er da von meiner Existenz zieht. Obgleich wahr. Keine Familie, keine Freunde, kein Leben. Nur Dienst. Es ist mir ...
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