Grober Sand 07
Datum: 08.04.2021,
Kategorien:
Nicht festgelegt,
Autor: byLoreleyColter
... Oberschenkel. Nicht lachen.
„Ich werde außerdem alles tun, was ich kann, damit du nicht in einer Zelle wie dieser endest."
Ich lasse die Finger über das kühle Metall des Gitters wandern. Schwermut überkommt mich. Es kostet mich alle Konzentration und doch kann ich meine Gefühle nicht ordnen.
Mein Hauptfeldwebel. Ich betrachte ihn. Sein geschorenes blondes Haar. Die Narbe an der Augenbraue. Ich wollte ihn schon lange fragen, woher sie stammt. Vielleicht ist dies die letzte Gelegenheit. Wie kann er in diesem Moment so ruhig sein? So distanziert wie immer. Er hält sich vielleicht für allmächtig, aber was will er noch tun. Es ist vorbei.
Seine kalten, blauen Augen bohren sich in mein Gesicht. „Dia. Du musst mir jetzt zuhören."
Seine Stimme ist eindringlich. Kein Befehlston. Und doch fokussiert sich mein Geist sofort auf ihn. Was hat er vorhin zu Scotty gesagt? ‚Lauf zu deinem Herrn'? Er ist mein Herr. Mein Meister. Wenn er dieses Ton anschlägt, sauge ich die Worte von seinen Lippen. So war es schon immer, und auch jetzt konzentriere ich mich auf seine Stimme, weil sie alles ist, das ich noch habe.
„Dia, es wird erst noch schlimmer, bevor es besser wird"´, wiederholt er und legt die Hände auf meine Schultern. Wann hat Chuck uns die Fesseln abgenommen? Ich kriege nichts mehr mit. Das ist schlecht. Ich muss wieder klar werden, Kontrolle zurückerlangen.
„Ich kann dich hier rausbringen. Aber du musst genau tun, was ich dir sage."
Ich nicke nur. Ich tue immer, ...
... was er sagt. Die Konsequenzen, es nicht zu tun, sind zu furchtbar.
„Ganz egal, was ab sofort passiert, ganz egal, was du hörst und siehst, du wirst den Mund halten, außer du wirst etwas gefragt. Du wirst mir nicht widersprechen. Du wirst nichts tun, du wirst nicht einschreiten. Und was auch immer passiert: Du wirst dich nicht wehren."
Plötzlich bin ich ganz wach. Du wirst dich nicht wehren. Diesen Satz kenne ich. Ich hasse ihn.
Seine Hände wandern von meinen Schultern zum Hals. Er packt mich und drückt die Daumen unter mein Kinn, so dass ich ihn ansehen muss. „Hast du verstanden?"
Ich nicke schwach. „Ja." Es ist nur ein Flüstern, aber es reicht ihm.
Er lässt mich los und wendet sich ab.
Seine Körpersprache irritiert mich. Mein sonst so unnahbarer Hauptfeldwebel ist auf einmal nervös. Er beginnt betont entspannt auf- und abzutigern. Er wartet auf irgendetwas. Ich drücke den Rücken an das Gitter und versuche, mich nicht anstecken zu lassen. Tiefe Atemzüge. Schließlich bleibt er stehen. Mit einem Seufzen lehnt er sich an die Wand und lässt sich zu Boden rutschen. Es sieht aus, als wäre er erschöpft, so wie er sich mit den Händen über den Kopf fährt und die Schultern hängen lässt. Er schaut mich an. Ich soll mich zu ihm setzen. Also gut. Ich lasse mich neben ihm nieder. Sofort legt er mir einen Arm um die Schultern.
Es ist ein seltsames Gefühl. Nicht die Berührung an sich, vielmehr die Erinnerungen, die sie weckt. Vier Monate in der Wüste und man vergisst so ...