Nachhilfe
Datum: 09.06.2021,
Kategorien:
Romantisch
Autor: postpartem
... Aufmerksamkeit dir...
"Du auch? Seit wann rauchst denn du?", wunderte sich Ramona.
"Nur mal beim Weggehen. Oder wie jetzt. Wahrscheinlich nun öfter wie jetzt."
"Fang bloß nicht richtig an. Versprichst du mir das?"
"Ja, Mama. Aber noch so einer Abfahrt wie eben..."
"Na klar. Hallo Tom, weilst du noch unter uns?"
"Ich höre euch so schlecht bei all den Glorias und Hallelujas. Ihr müsst lauter sprechen."
"So ging das doch richtig gut, findest du nicht?", erkundigte sich Svenja. "Das war eine tolle Idee."
"Gut ist so ein schwaches Wort, für so wundervollen Anfang."
"Das finde ich... Anfang?", stutzte Ramona.
Oh ja, Anfang. Ihr werdet schon sehen, was ihr davon habt. Und meinem Hang zur Übertreibung.
~~~
Es gab zu keiner Zeit Beschwerden ihrerseits. Es gab Tage totaler Erschöpfung. Tage, wo ich Schonung brauchte. Nächte, wo wir einfach nur zärtlich waren und sein wollten. Nächte, wo es ein Wunder war, dass die Jungs nicht aufwachten. Es lief. Es lief. Es lief. Nicht nur dort. Überall.
Bis Svenja zum Studium nach Freiburg zog. Sie hatte ein fantastisches Abitur hingelegt. Beendete ihren Englisch-Leistungskurs mit den vollen fünfzehn Punkten. Was so ein bisschen Nachhilfe doch alles erreichen kann. Sie studierte Anglistik. Es kam nicht von heute auf morgen. Wir streckten uns, alle. Aber alle ...
... miteinander. Die Jungs gewöhnten sich an mich. Forderten mich mehr und mehr ein. Waren am Ende froh, als ich tatsächlich in die Wohnung mit einzog, nach einem guten halben Jahr.
Ramona, Svenja und ich bescherten uns gegenseitig den Himmel auf Erden, in unseren Nächten und den Tagen, die wir alleine verbringen konnten. Auch noch, als sie in dem ersten Jahr des Studiums nachhause kam. Dann passierte, was eigentlich fast logisch war.
Sie fand einen jungen Mann ihres Alters. Ein wunderbarer, stiller Typ, mit einem großen Herz, dem Vernehmen nach auch einer nicht gerade kleinen Rute, und einer ausreichenden Leidensfähigkeit, um das, was aus Svenja geworden war, und an Appetit entwickelte, zu überstehen. Und würdigen zu wissen.
Das war das Ende unserer gemeinsamen Zeit, auf diese Art zumindest. Phillip und Svenja wollen in diesem Jahr noch heiraten. Ist auch schöner für das Kind, das auf dem Weg und gewollt ist. Nils und Peter sind schon ganz aufgeregt, weil sie Onkel werden.
Wie Ramona und ich auch. Geheiratet haben wir nicht. Aber eine Liebe, die uns hoffentlich bis ans Ende unserer Tage erhalten bleibt. Immer noch den Gleichklang, das Reiten auf einer Wellenlänge. Auf der wir seltener reiten, sicher. Aber wenn schon, denn schon. Es übertreiben tue ich immer noch gern. Wirklich beschweren will sie sich immer noch nicht.